Memoiren eines Lichtträgers / Drachenjagd / Neue Liga, neue Regeln: Unterschied zwischen den Versionen

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„Sie haben den Drachen. Sie werden ihn töten! Wir müssen ihm beistehen!“<br/>
 
„Sie haben den Drachen. Sie werden ihn töten! Wir müssen ihm beistehen!“<br/>
 
Ich glaubte tatsächlich, soetwas wie eine Träne in seinen Augen zu sehen. „Mach mal weniger melodramatisch und etwas informativ gehaltvoller!“, blaffte ich ihn an. Die Tränennummer kam bei mir immer schlecht an.<br/>
 
Ich glaubte tatsächlich, soetwas wie eine Träne in seinen Augen zu sehen. „Mach mal weniger melodramatisch und etwas informativ gehaltvoller!“, blaffte ich ihn an. Die Tränennummer kam bei mir immer schlecht an.<br/>
„Sie haben mitbekommen, daß Eliohann das Ruder übernommen hat und sie wollen ihn. Wahrscheinlich glauben Sie sogar, sie seien im Recht, da sie die Forschung finanziert haben. Aber Drachen sind wie Metamenschen. Sie gehören niemandem!“ Der Ork redete sich in Rage. „Die Konzerne glauben, sie können alles kontrollieren, aber Eliohann hat es ihnen gezeigt!“<br/>
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„Sie haben mitbekommen, daß Eliohann das Ruder übernommen hat und sie wollen ihn. Wahrscheinlich glauben Sie sogar, sie seien im Recht, da sie die Forschung finanziert haben. Aber Drachen sind wie Metamenschen. Sie gehören niemandem!“ Der Ork redete sich in Rage. „Die Konzerne glauben, sie können alles kontrollieren, aber [[Eliohann]] hat es ihnen gezeigt!“<br/>
 
Ich blickte in die Runde und sah bei einigen meiner Kollegen gedankliche Puzzlestücke an den richtigen Ort plumpsen. Dust schien mit der anderen Seite der Konzernwahrheit gut umgehen zu können, zumindest ließ sie sich nichts anmerken.<br/>
 
Ich blickte in die Runde und sah bei einigen meiner Kollegen gedankliche Puzzlestücke an den richtigen Ort plumpsen. Dust schien mit der anderen Seite der Konzernwahrheit gut umgehen zu können, zumindest ließ sie sich nichts anmerken.<br/>
 
„Laß mich raten,“ unterbrach JD den anderen Ork, „letztendlich hat Emerging Futures einen Drachen als Versuchsobjekt benutzt und hatte Erfolg….“<br/>
 
„Laß mich raten,“ unterbrach JD den anderen Ork, „letztendlich hat Emerging Futures einen Drachen als Versuchsobjekt benutzt und hatte Erfolg….“<br/>
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Es hatte zu regnen begonnen, nachdem wir Coinspinner in einer Mobsterbar in Tacoma abgeliefert hatten, und es wollte einfach nicht aufhören. Ator hatte uns erklärt, daß er Coinspinner astral unter die Lupe genommen habe und zu dem Ergebnis gekommen sei, daß er zwar ehrlich, aber emotional instabil sei. Dies und der Gedanke daran, für ein und denselben Job zwei Mal zu kassieren, hatte ihn zu seinem Verhalten veranlaßt.<br/>
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Es hatte zu regnen begonnen, nachdem wir Coinspinner in einer Mobsterbar in [[Tacoma]] abgeliefert hatten, und es wollte einfach nicht aufhören. Ator hatte uns erklärt, daß er Coinspinner astral unter die Lupe genommen habe und zu dem Ergebnis gekommen sei, daß er zwar ehrlich, aber emotional instabil sei. Dies und der Gedanke daran, für ein und denselben Job zwei Mal zu kassieren, hatte ihn zu seinem Verhalten veranlaßt.<br/>
 
Ich konnte ihm nicht wirklich böse sein. Geld ist bekanntlich nie ein Problem.
 
Ich konnte ihm nicht wirklich böse sein. Geld ist bekanntlich nie ein Problem.
  
Konzernsicherheit dagegen meist schon. Und genau das schien nun unseres zu werden.<br/>
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[[Konzernsicherheit]] dagegen meist schon. Und genau das schien nun unseres zu werden.<br/>
 
Beim Seattle General angekommen, durften wir feststellen, daß offenbar über Nacht Knight Errant die Sicherheit des Hospitals übernommen hatte. Möglicherweise waren wir zu spät.<br/>
 
Beim Seattle General angekommen, durften wir feststellen, daß offenbar über Nacht Knight Errant die Sicherheit des Hospitals übernommen hatte. Möglicherweise waren wir zu spät.<br/>
„Wir sollten es probieren. Wir haben doch noch diese IDs von dem Run in Detroit„, dachte JD laut.<br/>
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„Wir sollten es probieren. Wir haben doch noch diese IDs von dem Run in [[Detroit]], dachte JD laut.<br/>
 
„Du meinst, wir bluffen uns rein? Interessanter Gedanke, aber meinst du die IDs sind noch gut?“ Ich war etwas überrascht von dieser neuen Vorgehensweise und hatte im Kopf schon Pläne entwickelt, dreizehn Stockwerke unter Feuer gegen Knight Errant zu bestehen.<br/>
 
„Du meinst, wir bluffen uns rein? Interessanter Gedanke, aber meinst du die IDs sind noch gut?“ Ich war etwas überrascht von dieser neuen Vorgehensweise und hatte im Kopf schon Pläne entwickelt, dreizehn Stockwerke unter Feuer gegen Knight Errant zu bestehen.<br/>
 
„Wir haben keinen Unsinn mit ihnen getrieben und hey, wenn das hier kein Fall für die magische Feldforschung ist, Mr. Hood…“ JD zwinkerte Ator verschwörerisch mit dem rechten Auge zu.<br/>
 
„Wir haben keinen Unsinn mit ihnen getrieben und hey, wenn das hier kein Fall für die magische Feldforschung ist, Mr. Hood…“ JD zwinkerte Ator verschwörerisch mit dem rechten Auge zu.<br/>
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Die Bauarbeiten waren beendet worden und an der Rezeption des Privatpatientenbereichs waren sechs KE-Sicherheitsleute positioniert.<br/>
 
Die Bauarbeiten waren beendet worden und an der Rezeption des Privatpatientenbereichs waren sechs KE-Sicherheitsleute positioniert.<br/>
 
„Sie sind uns angemeldet worden, Mr. Hood“, begrüßte uns einer von ihnen. „Ich muss ihre  Mitarbeiter aber bitten, ihre Waffen abzugeben, ansonsten können sie auch gern bei uns warten, bis Sie von ihrem Besuch zurück sind.“.
 
„Sie sind uns angemeldet worden, Mr. Hood“, begrüßte uns einer von ihnen. „Ich muss ihre  Mitarbeiter aber bitten, ihre Waffen abzugeben, ansonsten können sie auch gern bei uns warten, bis Sie von ihrem Besuch zurück sind.“.
Ok, bis hierhin hatte unsere Story gehalten, aber wie würde sich ein guter Kon-Leibwächter verhalten. Sich von seiner Waffe trennen und beim Schutzbefohlenen bleiben oder warten? JD nahm mir die Entscheidung ab, da er wie selbstverständlich mit der linken Hand nach seiner Waffe griff und sie den Sicherheitsleuten überreichte. Was bei Renraku Verhaltenskodex war, sollte auch für Ares gelten. Konzern bleibt Konzern. Ich tat es ihm also schweren Herzens gleich und reichte meinen Predator ebenfalls an die Sicherheitsleute weiter.<br/>
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Ok, bis hierhin hatte unsere Story gehalten, aber wie würde sich ein guter Kon-Leibwächter verhalten. Sich von seiner [[Waffe]] trennen und beim Schutzbefohlenen bleiben oder warten? JD nahm mir die Entscheidung ab, da er wie selbstverständlich mit der linken Hand nach seiner Waffe griff und sie den Sicherheitsleuten überreichte. Was bei [[Renraku]] Verhaltenskodex war, sollte auch für Ares gelten. Konzern bleibt Konzern. Ich tat es ihm also schweren Herzens gleich und reichte meinen Predator ebenfalls an die Sicherheitsleute weiter.<br/>
 
„Darf ich dann jetzt bitten? Meine Zeit ist zu wertvoll, um verschwendet zu werden“, gab Ator recht überzeugend den gestressten Exec.<br/>
 
„Darf ich dann jetzt bitten? Meine Zeit ist zu wertvoll, um verschwendet zu werden“, gab Ator recht überzeugend den gestressten Exec.<br/>
 
Irgendwo unter uns im Krankenhaus gab es eine Explosion.<br/>
 
Irgendwo unter uns im Krankenhaus gab es eine Explosion.<br/>
 
Die Knight Errant-Jungs ließen sich aber nicht aus der Ruhe bringen. Unsere Waffen wurden hinter der Rezeption deponiert, dann übernahm einer von ihnen die Führung und brachte uns durch eine neu eingebaute Sicherheitstür in den Privatpatientenbereich und zu unserem Johnson, dem Drachen Eliohann.
 
Die Knight Errant-Jungs ließen sich aber nicht aus der Ruhe bringen. Unsere Waffen wurden hinter der Rezeption deponiert, dann übernahm einer von ihnen die Führung und brachte uns durch eine neu eingebaute Sicherheitstür in den Privatpatientenbereich und zu unserem Johnson, dem Drachen Eliohann.
  
Als wir das Zimmer betraten, befand sich der Drache gerade im Gespräch mit zwei Schlipsen, von dem er aufblickte, als wir eintraten.<br/>
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Als wir das Zimmer betraten, befand sich der Drache gerade im Gespräch mit zwei [[Schlips]]en, von dem er aufblickte, als wir eintraten.<br/>
„Ah, da sind sie ja. Ich habe meinen neuen Freunden gerade berichtet, daß ich einge Shadowrunner angeworben habe, um Nachforschungen zu betreiben. Auch wenn ich glaube, daß Sie mir nicht viel Neues erzählen können, bin ich doch gespannt zu hören, was Sie zu berichten haben.“<br/>
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„Ah, da sind sie ja. Ich habe meinen neuen Freunden gerade berichtet, daß ich einge [[Shadowrunner]] angeworben habe, um Nachforschungen zu betreiben. Auch wenn ich glaube, daß Sie mir nicht viel Neues erzählen können, bin ich doch gespannt zu hören, was Sie zu berichten haben.“<br/>
 
Neue Freunde? Die Schlipse? Was war hier los?<br/>
 
Neue Freunde? Die Schlipse? Was war hier los?<br/>
Die Execs wandten sich zu uns. „Wir haben Eliohann bereits davon in Kenntnis gesetzt, daß Emerging Futures ihn für Experimente gefangen hielt und letztlich sogar soweit ging, ihm eine Datenbuchse zu implantieren. Aber Ihre Arbeit soll nicht umsonst gewesen sein. Wir sind bereit, ihnen 250.000 NY für ihre Dienstleistung für Eliohann zu zahlen, sofern Sie nicht noch etwas hinzuzufügen haben.“<br/>
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Die Execs wandten sich zu uns. „Wir haben Eliohann bereits davon in Kenntnis gesetzt, daß Emerging Futures ihn für Experimente gefangen hielt und letztlich sogar soweit ging, ihm eine [[Datenbuchse]] zu implantieren. Aber Ihre Arbeit soll nicht umsonst gewesen sein. Wir sind bereit, ihnen 250.000 [[Nuyen|NY]] für ihre Dienstleistung für Eliohann zu zahlen, sofern Sie nicht noch etwas hinzuzufügen haben.“<br/>
 
Irgendetwas in seiner Stimme sagte mir, daß für den Fall, daß wir doch noch unpassende Ergänzungen hätten, auch die Option bestand, uns einfach auszuschalten. Ator und JD schienen Ähnliches zu empfinden. Wir mussten eine Entscheidung treffen, und es war klar, daß sie nicht diskutiert werden konnte. JD schien mir die Entscheidung überlassen zu wollen, und ein kurzer Blick von Ator machte machte klar, daß Kampf keine Option war.<br/>
 
Irgendetwas in seiner Stimme sagte mir, daß für den Fall, daß wir doch noch unpassende Ergänzungen hätten, auch die Option bestand, uns einfach auszuschalten. Ator und JD schienen Ähnliches zu empfinden. Wir mussten eine Entscheidung treffen, und es war klar, daß sie nicht diskutiert werden konnte. JD schien mir die Entscheidung überlassen zu wollen, und ein kurzer Blick von Ator machte machte klar, daß Kampf keine Option war.<br/>
 
Dem Drachen schien auch etwas durch den Kopf zu gehen, denn er beobachtete sehr genau.<br/>
 
Dem Drachen schien auch etwas durch den Kopf zu gehen, denn er beobachtete sehr genau.<br/>
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„Können wir das nicht später klären. Ist mir hier echt ein wenig zu viel Sicherheit unterwegs“, wandte JD ein.<br/>
 
„Können wir das nicht später klären. Ist mir hier echt ein wenig zu viel Sicherheit unterwegs“, wandte JD ein.<br/>
 
„Äh, ja klar, aber wir haben etwas Gepäck.“ leon grinste breit und Dust öffnete, wie auf leons Kommando, die Wagentür und trat beiseite.<br/>
 
„Äh, ja klar, aber wir haben etwas Gepäck.“ leon grinste breit und Dust öffnete, wie auf leons Kommando, die Wagentür und trat beiseite.<br/>
Mein Blick fiel auf zwei ordentlich verschnürte Elfen: Blackwing und Rhiannon.<br/>
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Mein Blick fiel auf zwei ordentlich verschnürte Elfen: [[Blackwing]] und [[Rhiannon]].<br/>
 
„War eine Sache von Sekunden.“ leon konnte sich ein Siegeslächeln nicht verkneifen. „Um unauffällig zu bleiben sind Dust und ich ein wenig Fahrstuhl gefahren und immer mal wieder ausgestiegen….“
 
„War eine Sache von Sekunden.“ leon konnte sich ein Siegeslächeln nicht verkneifen. „Um unauffällig zu bleiben sind Dust und ich ein wenig Fahrstuhl gefahren und immer mal wieder ausgestiegen….“
  
Als sich im 6.Stockwerk die Fahrstuhltüren öffneten blickten leon und Dust plötzlich auf Rhiannon, die elfische Magierin, die bereits leons Bike in Flammen hatte aufgehen lassen und einen hässlichen, einen Irokesenschnitt tragenden Troll. Schneller als leon reagieren konnte, hatte Dust die elfische Magierin mit einem Handkantenschlag in die Bewusstlosigkeit geschickt, so daß leon nur der Troll blieb, den sie mit einem Hieb mit ihrer geliebten Monopeitsche in den Runnerhimmel schickte.<br/>
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Als sich im 6.Stockwerk die Fahrstuhltüren öffneten blickten leon und Dust plötzlich auf Rhiannon, die [[elf]]ische [[Magier]]in, die bereits leons Bike in Flammen hatte aufgehen lassen und einen hässlichen, einen Irokesenschnitt tragenden [[Troll]]. Schneller als leon reagieren konnte, hatte Dust die elfische Magierin mit einem Handkantenschlag in die Bewusstlosigkeit geschickt, so daß leon nur der Troll blieb, den sie mit einem Hieb mit ihrer geliebten Monopeitsche in den Runnerhimmel schickte.<br/>
Eine zweite Fahrstuhltür öffnete sich, und eine Salve aus einem Sturmgewehr ließ die beiden Deckung suchen. Dust schoß zurück und erwischte einen der Angreifer, dann rollte eine Betäubungsgranate in den Aufzug und setzte die Angreifer außer Gefecht.
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Eine zweite Fahrstuhltür öffnete sich, und eine Salve aus einem Sturmgewehr ließ die beiden Deckung suchen. Dust schoß zurück und erwischte einen der Angreifer, dann rollte eine [[Betäubungsgranate]] in den Aufzug und setzte die Angreifer außer Gefecht.
  
 
„Ich weiß, Sille“ (dieser neue Spitzname sollte sich noch durchsetzen, auch wenn ich ihn nie mochte), „du sagst immer, wenn man damit nicht umgehen kann, sollte man die Finger davon lassen, so lang man sie noch alle hat, aber in diesem Fall hat es funktioniert“, versprühte leon ihre Weisheit. Ob ihres Erfolges verkniff ich mir jeden Kommentar. Wir hatten unseren Johnson, der ein Drache war, zufrieden gestellt, wir waren sowohl von Coinspinner als auch von Ares bezahlt worden und hatten jetzt ein gefürchtetes Wetworkerpärchen im „Kofferraum“, das sich sicherlich auch noch sinnvoll verwenden ließ:
 
„Ich weiß, Sille“ (dieser neue Spitzname sollte sich noch durchsetzen, auch wenn ich ihn nie mochte), „du sagst immer, wenn man damit nicht umgehen kann, sollte man die Finger davon lassen, so lang man sie noch alle hat, aber in diesem Fall hat es funktioniert“, versprühte leon ihre Weisheit. Ob ihres Erfolges verkniff ich mir jeden Kommentar. Wir hatten unseren Johnson, der ein Drache war, zufrieden gestellt, wir waren sowohl von Coinspinner als auch von Ares bezahlt worden und hatten jetzt ein gefürchtetes Wetworkerpärchen im „Kofferraum“, das sich sicherlich auch noch sinnvoll verwenden ließ:
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==Weblinks==
 
==Weblinks==
*[https://zwergenschatten.wordpress.com/2017/10/31/mel-23-drachenjagd-part-1-neue-liga-neue-regeln-timecode-20-10-2054-224000/ MeL 23: Drachenjagd Part 1 - Neue Liga - neue Regeln]
+
*[https://zwergenschatten.wordpress.com Zwergenschatten - Hauptseite]
*[https://zwergenschatten.wordpress.com/2020/02/17/mel-24-drachenjagd-part-2-timecode-22-10-2054-223000/ MeL 24: Drachenjagd Part 2]  
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**[https://zwergenschatten.wordpress.com/2017/10/31/mel-23-drachenjagd-part-1-neue-liga-neue-regeln-timecode-20-10-2054-224000/ MeL 23: Drachenjagd Part 1 - Neue Liga - neue Regeln]
*[https://zwergenschatten.wordpress.com/2020/03/17/mel-25-drachenjagd-part-3-konzern-drache-timecode-25-10-2054-234000/ MeL 23 Drachenjagd Part 3 - Konzern - Drache]
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**[https://zwergenschatten.wordpress.com/2020/02/17/mel-24-drachenjagd-part-2-timecode-22-10-2054-223000/ MeL 24: Drachenjagd Part 2]  
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**[https://zwergenschatten.wordpress.com/2020/03/17/mel-25-drachenjagd-part-3-konzern-drache-timecode-25-10-2054-234000/ MeL 23 Drachenjagd Part 3 - Konzern - Drache]
  
[[Kategorie:Spieler-Erzählungen|MeL 23-24]]
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[[Kategorie:Spieler-Erzählungen|MeL 23-25]]
 
[[Kategorie:Aufzeichnungen]]
 
[[Kategorie:Aufzeichnungen]]

Aktuelle Version vom 10. April 2020, 20:37 Uhr

Bei den folgenden Text handelt es sich um die Fortsetzung der Memoiren eines Lichtträgers aus dem Tagebuch des Runners Silencio, aus dem später die Aufzeichnungen des Teams Bulletproof wurden, welches schließlich den Orden der Lichtträger neu gründete.
Jedes initiierte Mitglied der Lichtträger erhält ein Exemplar dieser Aufzeichnungen unter der Auflage es nicht an die Öffentlichkeit gelangen zu lassen, dennoch erschienen Ende 2075 erste Teile der Aufzeichnungen in verschiedenen Data Havens. Ob es sich um Verrat oder eine Art von Rekrutierungsflyer der Lichtträger handelt ist bislang unbekannt.
Der aktuelle Stand der Veröffentlichung hier, entspricht dem Stand der Veröffentlichung ingame vom 15.10.2076.

Bisher erschienene Kapitel:

Achtung Spoiler! SPOILERWARNUNG! Achtung Spoiler!
Dieser Text kann Informationen enthalten durch die der "Genuss" folgender Romane und Abenteuer eingeschränkt wird:

Romane:

Abenteuer:


Timecode 19.10.2054 / 22:40:00[Bearbeiten]

Cover "Drachenjagd"
© FanPro

Das blutige Ende der Mitarbeiter von Universal Omnitech hatte einigen Staub aufgewirbelt und wir hatten die Zeit genutzt, um eine teaminterne Inventur durchzuführen. Wir fühlten uns mit Ator als magischem Back-up relativ sicher. JD war ein Experte für Sicherheitsprozeduren und -technik. leon brachte etwas Alte-Welt-Flair in unsere Gruppe und meine Erfahrungen beim Militär hatten sich auch mehr als einmal als nützlich erwiesen. Aber wir hatten es mittlerweile auch auf eine ansehnliche Gruppe von Individuen gebracht, die uns nicht unbedingt freundlich gesonnen waren: Ehran und die Ancients, „Goldauge“ und seine Elfenfreunde, Kyle Morgan und sein Drachenverbündeter, Dunkelzahn und nicht zuletzt Striper, von der wir nicht wirklich wussten, wie sie damit umgehen würde, daß wir um ihr Kind wussten. Ator hatte an diesem Punkt eingeworfen, daß sie uns sicherlich in der UO-Anlage hätte ausknipsen können, wenn sie dies gewollt hätte. Ich wusste nicht wirklich, ob mich das beruhigen konnte.
Unsere Finanzen sahen gut aus, auch wenn die Installation der Sicherheitstür mit retinascangesichertem Magschloß an Ators Bleibe und mein Umzug vor einiger Zeit einige Ressourcen verschlungen hatten. Wir verabredeten die Schaffung einer Spesenkasse, aus der notwendige Ausgaben für das Team getätigt werden sollten und kamen in diesem Zusammenhang nicht darum, uns für einen Teamnamen zu entscheiden. Ich will an dieser Stelle nicht ins Detail gehen und ich kann mich auch nicht mehr wirklich erinnern, wer letzendlich den Vorschlag machte, aber nach einer durchzechten Nacht mit Bio-Bier in Ators „Gaskammer“, wie seine Bleibe neuerdings genannt wurde, stand der Name:
BULLETPROOF
(Wenn ich ganz ehrlich bin, erinnere ich mich natürlich doch, daß ich diese herausragende Idee hatte…)
Vor einer Woche war dann ein Großteil der Ancients zurück in die Stadt gekommen und wir hatten beschlossen, den Ball flach zu halten. Dennoch war unser Sicherheitsbedürfnis nicht geschrumpft und wir überlegten, wie wir unser Team noch ergänzen konnten. Schließlich hatten diese Grashalmknicker vor einigen Tagen versucht, meine neue Bude als Granatenziel zu mißbrauchen.
(Merke 1.: Panzerglas läßt Granaten wunderbar abprallen.
Merke 2.: Du kannst auch mit einem Motorrad nicht vor Hochgeschwindigkeitsmunition entkommen.
Das an dieser Stelle nur an meine Freunde dort…)
Klar, Firepower war nie verkehrt und Magie auch nicht zu unterschätzen, was uns aber wirklich fehlte waren Konzernconnections. Wenn wir bei den großen Jungs mitspielen wollten, waren diese unabdingbar. Wir hatten verschiedene Chummer diskutiert, waren uns aber nicht einig geworden, einen von ihnen konkret anzusprechen.
Und so hatten JD und ich ein Thema, während wir in einer Sportsbar den Abend begannen. leon und Ator wollten später zu uns stoßen, da sie gemeinsam im Nosferatu vorbeischauten. Rico, der Türsteher des Nosferatu, hatte es leon angetan und sie wollte sehen was geht. Ator hatte sich selbstlos mit den Worten: “Einer muss ja ein Auge auf die Lady haben.“ angeschlossen, so daß wir uns keine Gedanken machen brauchten.
„Du solltest die Möglichkeiten eines Riggers nicht unterschätzen.“, versuchte JD mir zum hundertsten Mal, seine Vorstellung unserer Verstärkung schmackhaft zu machen.
„Du hast ja Recht, die Firepoweroptionen und Aufklährungskapazitäten sind nicht zu verachten. Das bedeutet aber auch immer ’ne Menge an zusätzlicher Ausrüstung, die keiner schleppen kann. In der Army war das was anderes, da gab es entsprechende Logistiker…“, manchmal sehnte ich mir die Unterstützung einer mobilen Waffenplattform zurück, aber ich war in den Schatten gelandet und musste mich den hiesigen Realitäten stellen.
„Besser als ’nen Decker, der nicht auf seinen Hintern aufpaßen kann! Oder hast du Bock, den Babysitter zu machen?“. Die Argumente wiederholten sich. Und ich war sowieso der Meinung, daß wir ein Feldteam waren und Matrix nicht unser Zielgebiet sein konnte.
Mein Handgelenktelefon klingelte und meldete einen Anruf von leon.
„Bock auf diskrete Nachforschungen?“, kam sie ohne Umschweife zum Grund ihres Anrufes. Ich konnte die unausgesprochenen Anführungszeichen geradezu hören.
„Hmm… klingt akut. Du weißt, ich mag diese übereilten Dinger nicht.“. Ich grinste JD an und machte eine obszöne Geste.
„Das ist mir jetzt neu. Ich dachte, du magst es schnell und anonym.“, frotzelte leon zurück, die meine Geste nicht gesehen haben konnte.
„Ja, dann aber zu zweit. Das hier klingt mehr nach ’nem Gangbang…“, gab ich zurück.
JD glotze mich verständislos an.
„Wie dem auch sei. Ich hab‘ morgen mittag ein Date im General Hospital. Wär cool, wenn wir da als Team aufschlagen könnten.“.
„Ator ist dabei?“, hakte ich nach. Mir war nicht ganz wohl dabei, daß leon neuerdings dafür zuständig war, die Jobs an Land zu ziehen.
„Ja, klar!“, kam ohne Verzögerung zurück.
Ich war mir nicht ganz sicher, ob sie ihn gefragt hatte oder einfach vorraussetzte, daß er mitmachen würden. „Weißt du sonst noch irgendwas?“.
„Nur, daß ich mich morgen Mittag in der Lobby vom Seattle General Hospital mit ’nem Typen treffen soll, der mich dann zum Auftraggeber bringt.“

Timecode 20.10.2054 / 11:50:00[Bearbeiten]

Wir trafen direkt vor dem Krankenhaus zusammen. Ich hatte mich dafür entschieden, den Predator nicht im Auto zu lassen. Klar erwartet niemand Ärger in einem Krankenhaus, aber man konnte nie wissen. Wir betraten den großen Eingangsbereich des Krankenhauses und die übliche Mischung aus Reinigungs-, Desinfekionsmitteln und menschlichen Ausscheidungen erreichte meinen Geruchssinn. Eilig huschten Ärzte in weißen Kitteln und Schwestern und Pfleger in violett und grün durch die Halle. Kleine Gruppen von Besuchern mit unterschiedlichen Mitbringseln standen an den Fahrstühlen und am Tresen flirtete ein einzelner Lone-Star-Mann mit einer Krankenschwester. Misstrauisch wanderte sein Blick zu uns herüber und wir stellten fest, daß wir von vielen der Besucher und Angestellten hier ebenso gemustert wurden. Kein Wunder, wir waren zwar nicht in „Feldausstattung“ erschienen, hoben uns aber dennoch deutlich vom üblichen Klientel hier ab.

Schließlich wurde Ator auf einen nervös umherblickenden Krankenpfleger aufmerksam. Gerade als sich der Lone-Star-Mann entschied uns einer genaueren Untersuchung zu unterziehen und sich uns mit der Hand auf seinem Predator zuwandte, faßte er sich ein Herz und eilte zu uns. „Sie sind sicher gekommen, um Mr. Johnson zu besuchen. Bitte folgen Sie mir.“ sprach er uns an und brachte damit Lone-Star wieder in Entspannungsmodus. Ohne ein weiteres Wort drehte unser Kontaktmann sich um und schritt zu den Fahrstühlen. Was blieb uns, als ihm zu folgen?

Als sich im dreizehnten und damit obersten Stockwerk die Fahrstuhltüren öffneten änderte sich das Geruchsschema und erinnerte mehr an Baustelle. Putz und frischer Gips lagen geruchlich in der Luft und Arbeiter waren damit beschäftigt, Wände zu verputzen. Erst auf den zweiten Blick wurde uns klar, daß es sich wohl um Einschußlöcher handelte und ich war froh, den Predator nicht im Auto gelassen zu haben. leon hatte ihre Mono dabei, dessen war ich sicher, ohne gefragt zu haben. Ator brauchte bekanntlich keine Waffen und bei JD vermutete ich aufgrund seiner Körperhaltung Metall unter dem linken Arm und an der Hüfte. Als mein Blick auf die ersten Sicherheitsleute in schweren Rüstungen mit Rundumsichthelmen und Sturmgewehren sah, wußte ich, daß wir trotzdem unterbewaffnet waren. Ich hatte mich schon über den Predator bei dem Lone-Star in der Lobby gewundert. Normalerweise trugen sie bei Sicherheitseinsätzen in Krankenhäusern und ähnlichen Einrichtungen nur nonlethale Waffen, wie Betäubungsschlagstöcke. Irgendetwas war hier im Busch. An einer Rezeption vor dem eigentlichen Privatpatientenbereich traten zwei der Wächter mit einem Waffenscanner an uns heran und ich dachte kurz darüber nach, meinen Predator ohne Scan zu übergeben, aber unser Kontaktmann sprach nur kurz mit ihnen und winkte uns dann an ihnen vorbei. Wir wurden durch einen Flur geführt von dem die Zimmer der Privatpatienten abgingen, die teilweise Ausmaße einer Mittelschichtwohnung hatten. Das emsige Wirken von Möbelpackern, die Schreibtische, Stühle, Betten und andere Möbel in den Zimmern verteilten ließ die gesamte Szenerie etwas unwirklich für ein Treffen mit einem Johnson erscheinen. Am Ende des Flurs standen zwei gepanzerte Lone-Star-Jungs und qualmten lässig eine Kippe. Ich dachte kurz über das in Krankenhäusern herrschende Rauchverbot nach, nahm aber von einem entsprechenden Hinweis Abstand, als ich sah, daß einer von beiden ein LMG neben sich an der Wand zu lehnen hatte. Okay, Spezialeinheit! Nur die harten Jungs kriegen die dicken Plempen und die scheißen auf Rauchverbote! Hart oder nicht, die beiden traten wortlos zur Seite, als unser Kontakt sich der Tür näherte. Mit einer Hand auf der Türklinke sagte er:“ Mr. Johnson ist hier drinnen. Fassen Sie sich mit ihren Verhandlungen und Fragen kurz. Er ist noch auf dem Wege der Besserung. Sie können nach mir rufen lassen, wenn Sie gehen wollen.“. Dann öffnete er die Tür und ließ uns eintreten.

Der Raum, der locker als Acht-Bett-Zimmer hätte dienen können, enthielt nicht ein einziges. An einer der Wände standen eine Reihe medizinischer Gerätschaften, die von zwei Weißkitteln bedient wurden und mit Kabeln und Schläuchen mit dem einzigen anderen Lebewesen im Raum verbunden waren, einem grün-goldenen westlichen Drachen. Übersät mit Druckverbänden und übergroßen Traumapatches hob er nur minimal den Kopf in unsere Richtung, während sein Körper schlangengleich eingerollt auf dem nackten Boden des Raumes ruhte. Er hatte uns bemerkt und jeder von uns kämpfte mit dem evolutionären Fluchtreflex, der uns allen zu eigen ist, wenn wir einer überlegenen karnivoren Lebenform begegnen.

Verfraggter Drek, sollte das tatsächlich unser Johnson sein?

Timecode 22.10.2054 / 22:30:00[Bearbeiten]

Es war natürlich noch schlimmer als von mir befürchtet. Der Drache war nicht der Johnson für einen Run, sondern der Auftraggeber selbst. Und auch wenn wir bisher nicht wissentlich für einen Drachen gearbeitet hatten und man in den Schatten stets davor gewarnt wurde, sich mit ihnen einzulassen, entschlossen wir uns, einige Nachforschungen für ihn anzustellen.

Seine Geschichte war im Wesentlichen die, daß er vor einigen Tagen mit einer Unzahl von Wunden durch das Dach des Hospitals gebrochen war und sich nur an wenig erinnern konnte, was zuvor geschehen war. Er schien sich aber sicher, daß ihm jemand nach dem Leben trachtete und beauftragte uns daher, Informationen über seine Vergangenheit zu sammeln und damit über den Grund, warum ihn jemand aus dem Weg räumen wollte.

Der Drache, der offensichtlich an einer Art Amnesie litt, hatte auf unsere Nachfragen nur wenige, scheinbar nicht zusammenhängende Hinweise liefern können. Er erinnerte sich an einen Namen: „Cobalt Marie“; an einen älteren Ork mit dünnem schwarzen Haar, dessen linkes Ohrläppchen fehlte und der in diesem Ohr einen Ohrring in Form einer Münze trug, sowie an die Worte „Southampton Street“. Nicht gerade viel, aber besser als gar nichts. Uns fiel auf, daß die Mehrzahl der Verwundungen des Drachen am Kopf lokalisiert waren und der Drache einen Ohrring trug, eine feingearbeitete Kugel aus Gold, besetzt mit Diamanten, hängend an einem juwelenbesetzen Band, der besonders leon zu interessieren schien. Eben jenen Ohrring bot uns der Drache als Bezahlung an, nachdem leon es sich nicht verkneifen konnte, nach eben jenem Teil des Jobs zu fragen. Ich kann nicht sagen, ob der Drache leons Interesse an dem Ohrring bemerkt hatte oder von vornherein die Absicht gehabt hatte, ihn als Bezahlung anzubieten. leon nahm ihn jedenfalls nickend entgegen und erklärte, nachdem wir den Drachen verlassen und wieder unter uns waren, daß sie einen solchen Ohrring bei Maria Mercurial gesehen hatte und sie es doch für einen ungewöhnlichen Zufall hielt, daß der Drache ein identisches Schmuckstück trug.

Nachdem wir den Drachen verlassen hatten, trennten wir uns, um unsere Connections abzuklappern und zu sehen, was wir mit den dürftigen Informationen des Drachen anfangen konnten. Er hatte uns eine Woche Zeit gegeben und wir wollten keine Minute davon verschwenden.
Als wir uns zwei Tage später wieder trafen, war die beste Spur der Ork. Mutmaßlich handelte es sich um einen alternden Runner namens „Coinspinner“. Allerdings hatten uns verschiedene Connections darauf aufmerksam gemacht, dass ein Wetworker namens Blackwing ebenfalls nach ihm suchte und wir möglicherweise zu spät kommen würden.

„Ich würde ja vorschlagen, wir versuchen diesen Blackwing zu kontaktieren“, schlug leon vor.
„Grundsätzlich keine schlechte Idee, dem Jäger zu folgen, um an die Beute zu gelangen,“ unterstützte Ator überraschenderweise leons Vorschlag, „aber vielleicht sollten wir vorher etwas mehr über das Gesamtgeschehen in Erfahrung bringen. Irgendwas ist da in Bellevue abgegangen.“
„Ja“, fiel JD ein, „irgendetwas ist da abgegangen in der Nacht, in der unser Drache abgestürzt ist. War sogar kurz in den Medien. Offiziell war es ein ‚Betriebsunfall‘, aber wenn man sich auf der Straße umhört, hat da einer bei einer Firma namens Emerging Futures mit ’nem Raketenwerfer kreativ umdekoriert.“
„Und wo ist die Verbindung zu unserem Drachen?“, fragte ich etwas irritiert.
„Oh, darauf gestoßen sind wir, als wir Recherchen über ‚Southampton Street‘ betrieben haben. Interessanterweise haben die in den Redmond Barrens ein Forschungslabor, das in der gleichen Nacht einen Besuch von einem Ares-Einsatzteam bekommen hat.“ erläuterte mir Ator eine Verbindung, die ich noch immer nicht so richtig sah. Bei dem Namen „Ares“ wurde ich aber hellhörig.
„Hattest du nicht erwähnt, daß Blackwing möglicherweise für Ares arbeitet, leon?“ Mir schwante Übles.
„So weit würde ich mich jetzt nicht aus dem Fenster lehnen, aber Blackwing soll schon des Öfteren für Steel gearbeitet haben.“, nickte leon. „Erinnert ihr euch, der Typ, der uns den Job bei Universal Omnitech vermittelt hat. Der wiederum vermittelt hauptsächlich Jobs für die Mafia und für Ares, und soweit ich das herausfinden konnte wird Coinspinner nicht von der famiglia gesucht.“ Manchmal waren ihre Mafiaconnections einfach unbezahlbar. „Okay, das ist eine Verbindung“, brummte ich nachdenklich, „wenn auch eine sehr vage.“ Wie ich im Laufe meiner Runnerkarriere gelernt hatte, waren „vage Verbindungen“ allerdings oft das Einzige, was man überhaupt hatte. „Hat einer von euch eigentlich etwas über ‚Cobalt Marie‘ herausfinden können? Meine Connections haben nichts Sinnvolles dazu abgelassen.“ Allgemeines Kopfschütteln bestätigte meine Sorge. Den anderen war es also ebenso wie mir ergangen. „Okay, was machen wir jetzt?“ Dumme Fragen in die Runde stellen: jepp, kann ich.
JD und Ator wollten sich bei Emerging Futures umsehen und nach Möglichkeit ein paar Fragen stellen, was am ehesten während der Geschäftszeiten funktionierte, weshalb wir diese Aktion auf den nächsten Tag verlegten. Es blieb also zunächst die Suche nach Coinspinner, bzw. Blackwing.

Timecode 23.10.2054 / 16:50:00[Bearbeiten]

Tatsächlich war es uns gelungen, über Steel eine Komnummer zu erhalten, unter der Blackwing erreichbar sein sollte. Natürlich nur ein anonymer Anrufbeantworter, aber wir hinterließen eine Rückrufnummer. Erstaunlicherweise war Steel durchaus bereit, den Kontakt zu Blackwing herzustellen, auch nachdem wir ihm eröffnet hatten, daß wir eigentlich hinter einem Ork namens Coinspinner her waren und es für möglich hielten, daß Blackwing ihn ebenfalls suchte. Ein Indiz dafür, daß nicht Steel hinter dem Auftrag von Blackwing stand.
JD und Ator hatten bei Emerging Futures nicht wirklich etwas herausgefunden. Das Gebäude von EF in der Southampton Street war eine Baustelle und es schien auch intern umgebaut worden zu sein. Der neue CEO war eine gewisse Justine Grier, die es sich nicht nehmen ließ, JD und Ator persönlich zu empfangen, nachdem sie an der Rezeption nach einem Verantwortlichen gefragt hatten.

„Die schien ziemlich zufrieden mit ihrer Beförderung“, gab Ator zum Besten.
„Ja, und sie schien ziemlich uninformiert und deutlich zu interessiert an uns. Irgendetwas ist da im Busch“, vervollständigte JD den Eindruck, den die beiden von ihr gehabt hatten. „Ich denke, da gehen wir nochmal vorbei… aber außerhalb der Geschäftszeiten“, fügte er verschwörerisch grinsend hinzu.
„Es wird uns nichts anderes übrig bleiben“, gab ich etwas mißmutig zu. „Blackwing hat sich nicht gemeldet. Nicht, das ich da wirklich daran geglaubt hätte, aber ich wüsste gern, wo er steht.“

Timecode 25.10.2054 / 20:30:00[Bearbeiten]

Der Run auf Emerging Futures, den wir in der letzten Nacht durchgezogen hatten, war glatt gelaufen und hatte einige interessante Erkentnisse erbracht:

1. Emerging Futures verfügte über eine eigentlich gute magische Sicherheit, die aber Ator nicht aufhalten konnte.
2. Die Sicherheitsleute von Emerging Futures waren hervorragend ausgebildet, aber einfach zu langsam.
Da wir Dank des Besuchs von JD und Ator bereits wussten, wo sich das Büro der neuen CEO befand, waren wir über das Dach eingedrungen und hatten die vier Wachleute lautlos außer Gefecht gesetzt. Damit war klar gewesen, daß wir nur ein begrenztes Zeitfenster haben würden, aber JD war es wie von ihm prophezeit gelungen, das Magschloß zum Büro der CEO schnell und lautlos zu knacken.
Der Schreibtisch war ein wildes Durcheinander von Papieren, Berichten und Planungsunterlagen gewesen. Unter anderem hatten wir Dokumente gefunden, die eine Zusammenarbeit von Emerging Futures mit Ares nahelegten. Ein Projekt mit dem Namen „Cerberus“ hatte so eine Art „Cyber-Wachtiere“ entwickeln sollen. Das Projekt war anscheinend bereits vor einigen Jahren initiiert worden. Zumindest was das erste Anschreiben von Ares Labs Anfang Mai 2050 aufgesetzt worden. Emerging Futures waren hierin neben finanziellen Mitteln auch eine Reihe von Versuchstieren zugesichert worden.
Die hatten also echt Schäferhunde und Geparden als eine Art „Matrix-Wachhunde“ einsetzen wollen. Das allein war schon gruselig, aber es war noch besser gekommen.
Offenbar waren die Versuche von Emerging Futures nicht von Erfolg gekrönt gewesen, denn unter den Dokumenten war auch ein Schriftstück von Dezember 2050 gewesen, in welchem Justine Grier, damals Director of Operations, an Ares Cybernetics Research Division berichtet hatte, daß sich Projekt „Cerberus“ als kompletter Fehlschlag erwiesen habe und das letzte der Versuchstiere gestorben sei. Allerdings hatte sie die Option ins Spiel gebracht, daß es mit paranormalen Tieren, wie Basilisken oder Nagas, mit höherer Erfolgswahrscheinlichkeit erneut versucht werden könnte.
Ein Verweis auf ein Dokumentenverzeichnis, welches wir in der obersten Schublade des Schreibtisches gefunden hatten, zeigte deutlich, daß die Zusammenarbeit damals nicht beendet worden war. Eine Liste von über 200 Dokumenten und Dateien im Zusammenhang mit Projekt „Cerberus“, von ersten Studien bis zu Konstruktionsplänen eines sogenannten“Cerberus“-Decks, zeigte den Umfang der weiteren Zusammenarbeit.
Einem Vermerk hinter jedem Eintrag zufolge waren aber alle diese Dokumente/Dateien zerstört worden. Etwa die Hälfte der Einträge verfügten über einen Stern, der in einer Endnote erklärt wurde:

Der Stellvertreter des Vorsitzenden hat Kopien dieser Dateien entwendet. Unser Sicherheitsteam hat den Stellvertreter als einen ehemaligen Shadowrunner namens Coinspinner identifiziert. Er ist noch auf freiem Fuß, hat die Dokumente bislang jedoch nicht der Presse zugespielt. (Das ist möglicherweise eine Art Versicherungsstrategie.)

Da hatten wir unsere Verbindung zu Coinspinner – und zu viel mehr waren wir dann auch nicht mehr gekommen, denn eine Jägerdrohne mit leichtem Maschinengewehr war ebenso plötzlich wie lautlos in der Tür erschienen und hatte das Feuer auf uns eröffnet.
Da wir eh geplant hatten, durch eines der Fenster zu fliehen, hatten wir diesen ungebetenen Besuch als Signal genommen und den Drohnensensoren eine coole Kombi aus „mit Enfield-Schrotflinte Fenster zerballern“ und „Ator levitiert uns ins schützende Dunkel der Nacht“ vorgeführt.

Jetzt war es an der Zeit, die gesammelten Informationen zu etwas Brauchbarem zusammen zu setzen. Wir trafen uns also wie vereinbart in meiner neuen und dem Areal angemessen sündhaft teuren Bude auf Council Island. Inzwischen war es schon eine halbe Stunde über der Zeit und leon war noch nicht da. Normalerweise kein Grund zur Beunruhigung, aber langsam nervte es, zumal wir uns irgendwie unter Zeitdruck wähnten. JD und Ator hatten sich schon das zweite meiner Biere geöffnet und wir waren die Details zum Projekt „Cerberus“ nochmals durchgegangen.
„Also nochmal“, referierte ich mehr für sich selbst als für einen Zuhörer, „wenn ich das richtig verstehe, hat Ares einen Subunternehmer, in unserem Fall Emerging Futures, damit beauftragt…“, als mich das Geräusch der Klingel unterbrach.
Ator erhob sich. „Ich mach auf. Wird leon sein.“ Sprachs und wanderte zur Tür.
„Die wollen Tiere als billigen Ersatz für Wachdecker nutzen, würde ich sagen“, brachte JD meinen nicht zuende gebrachten Gedanken auf den Punkt. „Was nicht so ganz geklappt hat, weshalb sie es mit paranormalen Viechern probiert wurde, und…“
Auch er wurde unterbrochen, diesmal von unserer Vermißten. leon betrat den Raum und war offenbar ziemlich aufgeregt, was ihre Mitteilsamkeit zusätzlich um eine Stufe anhob. „Sorry, daß ich spät komme. Aber ich hatte noch einen echt spannenden Anruf von Steel.“ Ator folgte ihr, dabei bereits leicht entnervt die Augen verdrehend.
„Ist schon okay. Setz dich erstmal.“ Ich wußte, ich würde sie jetzt beruhigen müssen, sonst würde sie uns mit einer Wortlawine einfach plattquatschen. Und ich hing an meinem Leben. „Sieh mal, wir sind gerade nochmal die Cerberus-Sache durchgegangen…“ Vorsichtig versuchte ich, sie in die richtige Themenrichtung zu drehen.
„Schon klar, aber können wir alles aus erster Hand erfahren. Ich hab Coinspinner!“ ließ leon ihre News platzen.
„Wie bitte?“ Ich war ein wenig verwirrt. „Wie ‚du hast Coinspinner‘? Wo ist er?“
„Naja, ich habe ihn nicht direkt“, ruderte sie zurück – und das war übrigens duchaus wörtlich zu verstehen, denn ihr Hang zum ausufernden hektischen Gestikulieren war, vorsichtig ausgedrückt, ambitioniert und, wenn sie einmal entfesselt war, nur schwer wieder einzudämmen. „Aber Steel kennt jemanden, der weiß, wo er ist. Und der will sich mit uns treffen. Also eigentlich ist es eine Sie, aber egal. Jedenfalls bringt die uns zu Coinspinner und der hat ja wohl die Dateien. Also spart euch das alles hier! Los gehts und scheiß auf die Elfentusse, die mein Bike in die Luft gesprengt hat.“ Ja, leon war offensichtlich schwer in Fahrt.
„Mach mal langsam“, versuchte ich im Bemühen, die beweglichen Teile meiner Wohnungseinrichtung zu retten, auf leon einzuwirken. „Wer will sich da mit uns treffen und was für ’ne Elfentusse, die dein Bike gesprengt hat? Versuch doch bitte wenigstens, uns semantisch hinterherkommen zu lassen.“

JD schien gar nicht hinzuhören. Er räumte bereits zusammen und überprüfte dann erst den Ladezustand seiner Plempe, danach den Sitz seines Halfters. Auch Ator machte auf dem Absatz kehrt und griff seinen geschuppten Mantel. Mir fiel ein, daß dieser leicht überhastete Aufbruch immerhin den Vorteil hatte, die Gefahren für meine Einrichtung zu minimieren, also änderte ich meine Taktik, griff meinen Krempel und schob leon in Richtung Eingang. Als ich laut „Let’s go!“ sagte, hörte sie immerhin sofort auf zu gestikulieren. Das konnte ja heiter werden…

Timecode 25.10.2054 / 23:40:00[Bearbeiten]

Wie leon unterwegs berichtet hatte, war sie auf dem Weg zu ihrem Bike von einer blonden Elfe angesprochen worden. Sie hielt sie für eine Magierin, war sich aber nicht ganz sicher. Jedenfalls hatte diese sie gewarnt, ihre Nase weiterhin in Dinge zu stecken, die sie nichts angingen. Neugierige Personen würden leicht Ärger anziehen, Ärger wie Autobomben. Kaum hatte sie dies ausgesprochen, war auch schon leons Bike in einem explosiven Feuerball aufgegangen und die Elfe verschwunden. leon schien den materiellen Verlust gut wegzustecken, aber das Verschwinden der Elfe nervte sie. Der Beschreibung nach konnte es sich eigentlich nur um Rhiannon, die Braut von Blackwing handeln, was dafür sprach, daß wir auf der richtigen Fährte waren.

Nachdem das geklärt war, hatte leon uns von Steels Anruf berichtet. Ein Runner namens Dust wollte bei uns einsteigen. Waren wir plötzlich berühmt geworden? Jedenfalls bot er im Gegenzug die Information, wo sich Coinspinner aufhalten sollte. Steel hatte leon noch mit auf den Weg gegeben, daß es sich bei Dust um eine Ex-Ares Arms-Angestellte handelte, die vor Kurzem dem Konzern den Rücken gekehrt habe und nun auf dem freien Markt ihre Talente anbot.

Ich war nicht sonderlich begeistert gewesen, denn schließlich hatte Ares irgendwie auch mit unserem aktuellen Run zu tun, und an Zufälle wollte ich nicht so recht glauben. Wie sich bei unserem Treffen mit Dust in einer Bar in Tacoma herausstellte, kam es aber noch besser. Coinspinner befand sich nach ihren Angaben in Ares-Gewahrsam in einem geheimen Safehouse des Konzerns im Stadtgebiet. Auch wenn sich mir bei dieser Info alle Nackenhaare aufstellten, war mir Dust vom ersten Moment an sympathisch gewesen. Sie war eine großgewachsene, menschliche Frau mit militärischem Drill und, ihren Bewegungen nach, genug Einbauten für zwei Cyberdyne Systems T-800-Infiltratoren. Sie hatte wohl schon ein, zwei Runs für Steel erledigt und war nun auf der Suche nach einem festen Team. Vielleicht war sie ja genau die Verstärkung, die wir brauchten.

„Und ihr wollt da wirklich durch die Vordertür mit vollem Alarm rein?“ Dust schien noch immer nicht wirklich überzeugt von unserer Herangehensweise.
„Wir haben dir das doch erklärt. Der Versuch es heimlich, still und leise zu machen würde unsere Chancen nicht verbessern. Wir machen es einfach mit dem Überraschungsmoment auf unserer Seite“, zwinkerte leon unserem Neuzugang zu. Ich war mir über die Beziehung der beiden Frauen noch nicht ganz im Klaren. Beides offenbar effektive „Killermaschinen“, doch während Dust auf Vercyberung gesetzt hatte und mit ihrer Teilrüstung und dem LMG wie die Verkörperung des Cybersoldaten wirkte, setzte leon auf ihre Ki-Kräfte.
„Aber wir haben es hier bestimmt mit einem halben Dutzend gut ausgebildeter Personenschützer zu tun, die nichts weiter tun brauchen, als auf Verstärkung zu warten.“ Dust war nicht überzeugt.
„Und genau das nutzen wir zu unserem Vorteil. Sie werden nicht damit rechnen, daß ein Team mit voller Macht durch die Vordertür bricht und schneller wieder weg ist, als ihre Verstärkung jemals da sein könnte.“ Ich versuchte Zuversicht auszustrahlen, wusste ich doch, daß der wahrscheinlich schwierigste Teil der sein würde, mit dem Fluchtwagen hinterher unterzutauchen. Ich hatte entsprechende Vorbereitungen getroffen, war mir aber nicht ganz sicher, was die Reaktionszeiten von Ares‘ Konzernsicherheit hier im Beverly Park in Everett betraf. Es gab nicht genug Deckung, um einem Hubschrauber entkommen zu können, also sollten wir aus Everett heraus sein, ehe sie uns aufgespürt hatten. „Du wirst sehen, der ganze Stunt dauert nicht länger als dreißig Sekunden.“ Hoffte ich zumindest, denn ansonsten wären wir eh am Arsch.

Das nette Einfamilienhaus sah nicht anders aus als das gute Dutzend gleichartiger in dieser Straße. Ein niedliches Häuschen mit erstem Stock und einer kleinen Garage als Anbau. Gehobene Mittelschicht mit Exec-Ambitionen, einer Frau und vielleicht sogar einem Kind für den Lebenslauf. So würde ich es klassifizieren. Gut acht Meter Rasenfläche, keine Veranda. Was gut war, da wir planten, mit dem Auto praktisch durch die Tür zu fahren.
Ator war einmal mit einem anderen Fahrzeug vorbeigefahren und hatte einen kurzen astralen Blick auf das Haus geworfen. Keine astrale Sicherheit diesseits der Hausmauern. Aber wir waren uns im Klaren darüber, daß wir auf den Monitoren der Sicherheitsleute erscheinen würden, sobald unsere Karre ihrem Haus zu nahe kam.

Ich sah auf die Uhr. 23:40. Die Nachtschicht war also lange genug da, um in Routine verfallen zu sein, und wir konnten unser kleines Überraschungsfeuerwerk starten. JD hatte uns gewarnt, daß der Rasen vermint sein könnte, und auch wenn Dust dies nur naserümpfend zur Kenntnis nehmen wollte, ich traute ihrem Ex-Arbeitgeber durchaus den Einsatz von Minen im Stadtgebiet zu.
Ich fuhr also in möglichst unauffälligem Tempo die Straße entlang, riß plötzlich das Lenkrad herum und beschleunigte hart. Der Wagen machte einen Satz entlang des eingefassten Gehweges und flog geradezu Richtung Haustür. Diese hielt dem Aufprall erwartungsgemäß nicht stand und leon und Dust hasteten schon aus den Seitentüren des improvisierten Federgewicht-Räumpanzers, ehe sich die Splitter der ehemaligen Zugangsbeschränkung hätten im Inneren des Hauses verteilen können. JD öffnete die Beifahrertür und verließ das Fahrzeug. Ator lag reglos auf der Rückbank. Ich wusste, er würde uns astral den Rücken frei halten.

„KEINER MUSS STERBEN!“, hörte ich Dust in die Wohnküche des Hauses rufen. Wie beruhigend! Die Ares-Jungs sahen das irgendwie anders und eröffneten das Feuer. Eine Salve aus dem LMG und das schmatzende Geräusch, das ein Körper verursacht, nachdem er stehend mit einer Monopeitsche in zwei Stücke geschnitten wurde, später, waren die beiden Geschichte. JD erreichte die Türöffnung des Hauses. Kein Zeichen von Ator.
Die beiden Ladies setzten ihren Vormarsch fort und JD, der etwas blaß um die Nase wirkte, deutete mir: 2 tote Guards, Treppe nach oben, Hinterausgang. Von drinnen eine erneute LMG-Salve. Dust schien in Stimmung zu kommen. Ich hoffte, sie wusste wann Schluß war. Bei derart verdrahteten Leuten konnte man sich ja nie genau sicher sein. Ich mußte kurz an meinen alten Weggefährten Cloud denken. Ja, es gab immer noch ein neues Stück Hardware und ein noch nicht verstärktes Körperteil. Am Ende hatte es nicht gereicht. Ich hoffte besseres für Dust.

JD verschwand im Gebäude und ich setzte dazu an, das Fahrzeug zu wenden. Knappe zehn Sekunden, seitdem ich zu meiner Rasentour angesetzt und damit wahrscheinlich irgendwo ein Einsatzteam alarmiert hatte. Von drinnen weitere Schüsse, dann Stille.
Von hinten meldete sich Ator. „Wir sollten hier weg! Nach dem, was ich mit dem Watcher und seinem Luftelementar-Buddy gemacht hab‘, geh‘ ich davon aus, daß hier rasant magische Unterstützung vor Ort sein wird.“ Es war immer wieder erstaunlich, was so alles auf der Astralebene lief, ohne daß wir mundanen auch nur ’ne Ahnung hatten, daß überhaupt etwas ablief. Ator hatte nur eine kleine Schweißperle auf der Stirn und schien seinen Körper bereits wieder verlassen zu haben.

Im Rückspiegel sah ich einen alten, faltigen, irgendwie ausgemergelt wirkenden Ork durch die Überreste der Eingangstür treten. Das linke Ohrläppchen fehlte, dafür steckte eine Münze in diesem Ohr. Coinspinner!
Dust führte ihn, ihre Linke auf seiner Schulter, die Rechte am LMG, aus dem Gebäude, gefolgt von leon und JD. Ich blickte auf die Uhr. Knappe 30 Sekunden. Wir lagen gut in der Zeit. Kein Grund zum Trödeln. Kaum waren alle an Bord, gab ich Gas.

Timecode 26.10.2054 / 00:50:00[Bearbeiten]

Unsere Flucht lief glatt, und als wir die Grenze von Snohomish nach Redmond überfuhren, stellte sich bei mir eine gewisse Ruhe ein. Da ich weder unseren Neuzugang in meiner Bude haben noch Coinspinner zwingend einen unserer Treffpunkte zeigen wollte, hatte ich über Empty Space eine heruntergekommene Garage in den Barrens angemietet. leon hatte über ihre Mafiaconnections für ein wenig Sicherheit gesorgt, und da waren wir nun.
„Was für eine heruntergekommen Hütte“, kommentierte JD den ersten Atemzug, den er innerhalb der Garage nahm. „Würde mich nicht wundern, wenn hier was gestorben ist und noch rumgammelt.“ Er hatte nicht ganz unrecht, aber das konnte uns egal sein, solange Ares uns hier nicht finden würde. leon zerrte Coinspinner aus dem Wagen, der während der gesamten Fahrt überraschend ruhig und kooperativ gewesen war.
„So, mein Lieber, jetzt spuck mal aus, warum meine neue Freundin und ich den Ares-Guns die Birne wegblasen mussten, damit sie dich gehen lassen. Was macht dich so wertvoll?“

Entgegen meiner Erwartung fing der abgewrackte Ork an zu jammern. Ich hatte ihn für einen ehemaligen Runner gehalten und nicht mit der Tränennummer gerechnet, aber Coinspinner schien ziemlich fertig mit der Welt. „Sie haben den Drachen. Sie werden ihn töten! Wir müssen ihm beistehen!“
Ich glaubte tatsächlich, soetwas wie eine Träne in seinen Augen zu sehen. „Mach mal weniger melodramatisch und etwas informativ gehaltvoller!“, blaffte ich ihn an. Die Tränennummer kam bei mir immer schlecht an.
„Sie haben mitbekommen, daß Eliohann das Ruder übernommen hat und sie wollen ihn. Wahrscheinlich glauben Sie sogar, sie seien im Recht, da sie die Forschung finanziert haben. Aber Drachen sind wie Metamenschen. Sie gehören niemandem!“ Der Ork redete sich in Rage. „Die Konzerne glauben, sie können alles kontrollieren, aber Eliohann hat es ihnen gezeigt!“
Ich blickte in die Runde und sah bei einigen meiner Kollegen gedankliche Puzzlestücke an den richtigen Ort plumpsen. Dust schien mit der anderen Seite der Konzernwahrheit gut umgehen zu können, zumindest ließ sie sich nichts anmerken.
„Laß mich raten,“ unterbrach JD den anderen Ork, „letztendlich hat Emerging Futures einen Drachen als Versuchsobjekt benutzt und hatte Erfolg….“
„Ja, wenn man so möchte. Der Vorsitzende Eliohann hat sie alle genarrt und schließlich übernommen, aber das alles ist ohne Bedeutung, wenn sie ihn töten.“ Coinspinner schien ernsthaft besorgt um den Drachen.
„Nur damit ich das richtig verstehe, du bist der „stellvertretende Vorsitzende“ und vertrittst sozusagen den Drachen, Eliohann? Du weißt also über alles Bescheid und kannst unseren Johnson zufrieden stellen?“ Bei der gedanklichen Feststellung, daß „Johnson“ und „Drache“ in diesem Fall ein und dasselbe waren, wurde mir immernoch etwas mulmig. Aber wir schienen am Ziel und unsere Nuyen in Reichweite.
„Wenn Eliohann euer Johnson ist, kann ich ihn, was seine Vergangenheit bei Emerging Furtures angeht, sicher erinnern.“ Der Ork schien hier glaubwürdig und paßte ja auch ins beschriebene Bild unseres Auftraggebers.
„Und was ist mit diesem Blackwing?“, wollte leon wissen.
„Den hat die Grier engagiert. Spuren verwischen. Ich glaube, es ist ihr letztendlich über den Kopf gewachsen. Sie will alles aus der Welt schaffen, was beweisen könnte, daß mit dem Drachen experimentiert wurde, und dazu gehört letztendlich auch Eliohann selbst. Aber wir sollten jetzt wirklich zu ihm. Ich befürchte, Ares wird Fakten schaffen! Wenn Geld das Problem ist, ich kann euch bezahlen.“
„Geld ist nie ein Problem. Kein Geld manchmal“, meldete sich Ator zu Wort. „Um hier nicht weiter unnötige Zeit zu vertrödeln, sagen wir 100.000 für jeden und wir sind dabei.“
Wer hatte unseren Krokomanten zum Anführer gemacht? Ich warf Ator einen fragenden Blick zu. Er wiegelte mit einer Handbewegung ab und wandte sich wieder an Coinspinner.
Dieser erwog noch kurz den Gedanken, sich selbst zu bewaffnen und mit zu kommen. Wir hielten das für keine gute Idee, und leon bot an, ihn bei ihren Mobsterfreunden unterzubringen. Letztendlich blieb Coinspinner nichts, als unser Angebot anzunehmen.

Timecode 26.10.2054 / 03:20:00[Bearbeiten]

Es hatte zu regnen begonnen, nachdem wir Coinspinner in einer Mobsterbar in Tacoma abgeliefert hatten, und es wollte einfach nicht aufhören. Ator hatte uns erklärt, daß er Coinspinner astral unter die Lupe genommen habe und zu dem Ergebnis gekommen sei, daß er zwar ehrlich, aber emotional instabil sei. Dies und der Gedanke daran, für ein und denselben Job zwei Mal zu kassieren, hatte ihn zu seinem Verhalten veranlaßt.
Ich konnte ihm nicht wirklich böse sein. Geld ist bekanntlich nie ein Problem.

Konzernsicherheit dagegen meist schon. Und genau das schien nun unseres zu werden.
Beim Seattle General angekommen, durften wir feststellen, daß offenbar über Nacht Knight Errant die Sicherheit des Hospitals übernommen hatte. Möglicherweise waren wir zu spät.
„Wir sollten es probieren. Wir haben doch noch diese IDs von dem Run in Detroit, dachte JD laut.
„Du meinst, wir bluffen uns rein? Interessanter Gedanke, aber meinst du die IDs sind noch gut?“ Ich war etwas überrascht von dieser neuen Vorgehensweise und hatte im Kopf schon Pläne entwickelt, dreizehn Stockwerke unter Feuer gegen Knight Errant zu bestehen.
„Wir haben keinen Unsinn mit ihnen getrieben und hey, wenn das hier kein Fall für die magische Feldforschung ist, Mr. Hood…“ JD zwinkerte Ator verschwörerisch mit dem rechten Auge zu.
„Da haben Sie natürlich Recht, Mr. Scarlett. Und ich denke, unter den gegebenen Umständen ist es nur verständlich, wenn ich meine beiden Leibwächter dabei habe.“ Ator grinste sein breitestes Alligatorgrinsen.
„Aber so bekommen wir Dust nicht rein. Überhaupt glaube ich, daß ihr Gesicht bekannt sein dürfte. Nichts gegen dich, Dust, aber du stammst ja praktisch aus dem Konzern“, warf ich ein.
„Und genau deshalb werden Dust und ich die Rückendeckung bilden. Wir gehen unabhängig von euch rein und werden auf halber Höhe warten.“, komplettierte leon den improvisierten Plan.
Auch wenn improvisierte Pläne oft dazu neigten, schief zu gehen, weil man irgendeinen wesentlichen Punkt übersehen hatte, blieb mir nichts anderes als zuzustimmen. Die Zeit spielte gegen uns.

Wir ließen leon und Dust ein paar Minuten, um ins Krankenhaus zu gelangen, dann stiefelte Ator mit der Arroganz eines Execs einfach in die Lobby des Krankenhauses, gefolgt von JD und mir. Mir war nicht ganz wohl dabei, nur mit einem Predator bewaffnet in die „Höhle des Drachen“ zu marschieren, aber schwerere Bewaffnung würde unsere Story nur unglaubwürdiger machen.
Die ID hielt, und die Knight Errant-Jungs ließen uns passieren. Wir fuhren mit dem Fahrstuhl in den 13. Stock, der nun ein ganz anderes Bild bot, als bei unserem ersten Besuch.
Die Bauarbeiten waren beendet worden und an der Rezeption des Privatpatientenbereichs waren sechs KE-Sicherheitsleute positioniert.
„Sie sind uns angemeldet worden, Mr. Hood“, begrüßte uns einer von ihnen. „Ich muss ihre Mitarbeiter aber bitten, ihre Waffen abzugeben, ansonsten können sie auch gern bei uns warten, bis Sie von ihrem Besuch zurück sind.“. Ok, bis hierhin hatte unsere Story gehalten, aber wie würde sich ein guter Kon-Leibwächter verhalten. Sich von seiner Waffe trennen und beim Schutzbefohlenen bleiben oder warten? JD nahm mir die Entscheidung ab, da er wie selbstverständlich mit der linken Hand nach seiner Waffe griff und sie den Sicherheitsleuten überreichte. Was bei Renraku Verhaltenskodex war, sollte auch für Ares gelten. Konzern bleibt Konzern. Ich tat es ihm also schweren Herzens gleich und reichte meinen Predator ebenfalls an die Sicherheitsleute weiter.
„Darf ich dann jetzt bitten? Meine Zeit ist zu wertvoll, um verschwendet zu werden“, gab Ator recht überzeugend den gestressten Exec.
Irgendwo unter uns im Krankenhaus gab es eine Explosion.
Die Knight Errant-Jungs ließen sich aber nicht aus der Ruhe bringen. Unsere Waffen wurden hinter der Rezeption deponiert, dann übernahm einer von ihnen die Führung und brachte uns durch eine neu eingebaute Sicherheitstür in den Privatpatientenbereich und zu unserem Johnson, dem Drachen Eliohann.

Als wir das Zimmer betraten, befand sich der Drache gerade im Gespräch mit zwei Schlipsen, von dem er aufblickte, als wir eintraten.
„Ah, da sind sie ja. Ich habe meinen neuen Freunden gerade berichtet, daß ich einge Shadowrunner angeworben habe, um Nachforschungen zu betreiben. Auch wenn ich glaube, daß Sie mir nicht viel Neues erzählen können, bin ich doch gespannt zu hören, was Sie zu berichten haben.“
Neue Freunde? Die Schlipse? Was war hier los?
Die Execs wandten sich zu uns. „Wir haben Eliohann bereits davon in Kenntnis gesetzt, daß Emerging Futures ihn für Experimente gefangen hielt und letztlich sogar soweit ging, ihm eine Datenbuchse zu implantieren. Aber Ihre Arbeit soll nicht umsonst gewesen sein. Wir sind bereit, ihnen 250.000 NY für ihre Dienstleistung für Eliohann zu zahlen, sofern Sie nicht noch etwas hinzuzufügen haben.“
Irgendetwas in seiner Stimme sagte mir, daß für den Fall, daß wir doch noch unpassende Ergänzungen hätten, auch die Option bestand, uns einfach auszuschalten. Ator und JD schienen Ähnliches zu empfinden. Wir mussten eine Entscheidung treffen, und es war klar, daß sie nicht diskutiert werden konnte. JD schien mir die Entscheidung überlassen zu wollen, und ein kurzer Blick von Ator machte machte klar, daß Kampf keine Option war.
Dem Drachen schien auch etwas durch den Kopf zu gehen, denn er beobachtete sehr genau.
Ator ergriff das Wort.“Wir sind durchaus bereit, ihr freundliches Angebot anzunehmen, allerdings würde uns schon interessieren, wie es mit Ihnen, Eliohann, weitergeht?“
Wir hatten uns also für „Schnauze halten“ entschieden und ja, wir sind offenbar lebend rausgekommen, dennoch weiß ich bis heute nicht, ob es die richtige Entscheidung war.
„Oh, ich habe eine Übereinkunft mit Ares getroffen. Ich arbeite in Zukunft als Forscher für sie. Ich bin sehr zufrieden mit dem Ausgang der Situation.“ Der Drache schien tatsächlich an den Schulterschluß mit dem Konzern zu glauben, also was blieb uns? Wir nahmen das Geld und gingen…

Timecode 26.10.2054 / 03:45:00[Bearbeiten]

Als wir beim Auto ankamen erwartete uns eine Überraschung. leon und Dust standen bereits davor.
„Da seid ihr ja. Wie ist es gelaufen?“ wollte leon wissen.
„Wir haben ’nen Deal gemacht und leben. Alles easy, aber ich würde hier trotzdem gern abhauen.“ Irgendwie erschienen mir die beiden zu lässig.
„‚Nen Deal? Was ist rausgesprungen?“ hakte leon nach.
„Können wir das nicht später klären. Ist mir hier echt ein wenig zu viel Sicherheit unterwegs“, wandte JD ein.
„Äh, ja klar, aber wir haben etwas Gepäck.“ leon grinste breit und Dust öffnete, wie auf leons Kommando, die Wagentür und trat beiseite.
Mein Blick fiel auf zwei ordentlich verschnürte Elfen: Blackwing und Rhiannon.
„War eine Sache von Sekunden.“ leon konnte sich ein Siegeslächeln nicht verkneifen. „Um unauffällig zu bleiben sind Dust und ich ein wenig Fahrstuhl gefahren und immer mal wieder ausgestiegen….“

Als sich im 6.Stockwerk die Fahrstuhltüren öffneten blickten leon und Dust plötzlich auf Rhiannon, die elfische Magierin, die bereits leons Bike in Flammen hatte aufgehen lassen und einen hässlichen, einen Irokesenschnitt tragenden Troll. Schneller als leon reagieren konnte, hatte Dust die elfische Magierin mit einem Handkantenschlag in die Bewusstlosigkeit geschickt, so daß leon nur der Troll blieb, den sie mit einem Hieb mit ihrer geliebten Monopeitsche in den Runnerhimmel schickte.
Eine zweite Fahrstuhltür öffnete sich, und eine Salve aus einem Sturmgewehr ließ die beiden Deckung suchen. Dust schoß zurück und erwischte einen der Angreifer, dann rollte eine Betäubungsgranate in den Aufzug und setzte die Angreifer außer Gefecht.

„Ich weiß, Sille“ (dieser neue Spitzname sollte sich noch durchsetzen, auch wenn ich ihn nie mochte), „du sagst immer, wenn man damit nicht umgehen kann, sollte man die Finger davon lassen, so lang man sie noch alle hat, aber in diesem Fall hat es funktioniert“, versprühte leon ihre Weisheit. Ob ihres Erfolges verkniff ich mir jeden Kommentar. Wir hatten unseren Johnson, der ein Drache war, zufrieden gestellt, wir waren sowohl von Coinspinner als auch von Ares bezahlt worden und hatten jetzt ein gefürchtetes Wetworkerpärchen im „Kofferraum“, das sich sicherlich auch noch sinnvoll verwenden ließ:

Wir konnten zufrieden sein…

Quellen[Bearbeiten]

Die geschilderten Geschehnisse beruhen auf den Erlebnissen der SC-Gruppe von Benutzer Goronagee. Neben den oben genannten Romanen und Abenteuern fanden folgende Sourcebooks Verwendung:

Liste der Sourcebooks:

Weblinks[Bearbeiten]