Memoiren eines Lichtträgers / Drachenjagd / Neue Liga, neue Regeln: Unterschied zwischen den Versionen

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Klar, Firepower war nie verkehrt und [[Magie]] auch nicht zu unterschätzen, was uns aber wirklich fehlte waren [[Konzern]][[connection]]s. Wenn wir bei den großen Jungs mitspielen wollten, waren diese unabdingbar. Wir hatten verschiedene [[Chummer]] diskutiert, waren uns aber nicht einig geworden, einen von ihnen konkret anzusprechen.<br/>
 
Klar, Firepower war nie verkehrt und [[Magie]] auch nicht zu unterschätzen, was uns aber wirklich fehlte waren [[Konzern]][[connection]]s. Wenn wir bei den großen Jungs mitspielen wollten, waren diese unabdingbar. Wir hatten verschiedene [[Chummer]] diskutiert, waren uns aber nicht einig geworden, einen von ihnen konkret anzusprechen.<br/>
Und so hatten JD und ich ein Thema, während wir in einer Sportsbar den Abend begannen. leon und Ator wollten später zu uns stoßen, da sie gemeinsam im Nosferatu vorbeischauten. Rico, der Türsteher des Nosferatu, hatte es leon angetan und sie wollte sehen was geht. Ator hatte sich selbstlos mit den Worten: “Einer muss ja ein Auge auf die Lady haben.“ angeschlossen, so daß wir uns keine Gedanken machen brauchten.<br/>
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Und so hatten JD und ich ein Thema, während wir in einer Sportsbar den Abend begannen. leon und Ator wollten später zu uns stoßen, da sie gemeinsam im [[Club Nosferatu|Nosferatu]] vorbeischauten. Rico, der Türsteher des Nosferatu, hatte es leon angetan und sie wollte sehen was geht. Ator hatte sich selbstlos mit den Worten: “Einer muss ja ein Auge auf die Lady haben.“ angeschlossen, so daß wir uns keine Gedanken machen brauchten.<br/>
 
„Du solltest die Möglichkeiten eines [[Rigger]]s nicht unterschätzen.“, versuchte JD mir zum hundertsten Mal, seine Vorstellung unserer Verstärkung schmackhaft zu machen.<br/>
 
„Du solltest die Möglichkeiten eines [[Rigger]]s nicht unterschätzen.“, versuchte JD mir zum hundertsten Mal, seine Vorstellung unserer Verstärkung schmackhaft zu machen.<br/>
 
„Du hast ja Recht, die Firepoweroptionen und Aufklährungskapazitäten sind nicht zu verachten. Das bedeutet aber auch immer ’ne Menge an zusätzlicher Ausrüstung, die keiner schleppen kann. In der Army war das was anderes, da gab es entsprechende Logistiker…“, manchmal sehnte ich mir die Unterstützung einer mobilen Waffenplattform zurück, aber ich war in den [[Schatten]] gelandet und musste mich den hiesigen Realitäten stellen.<br/>
 
„Du hast ja Recht, die Firepoweroptionen und Aufklährungskapazitäten sind nicht zu verachten. Das bedeutet aber auch immer ’ne Menge an zusätzlicher Ausrüstung, die keiner schleppen kann. In der Army war das was anderes, da gab es entsprechende Logistiker…“, manchmal sehnte ich mir die Unterstützung einer mobilen Waffenplattform zurück, aber ich war in den [[Schatten]] gelandet und musste mich den hiesigen Realitäten stellen.<br/>

Version vom 19. Februar 2020, 01:32 Uhr

Bei den folgenden Text handelt es sich um die Fortsetzung der Memoiren eines Lichtträgers aus dem Tagebuch des Runners Silencio, aus dem später die Aufzeichnungen des Teams Bulletproof wurden, welches schließlich den Orden der Lichtträger neu gründete.
Jedes initiierte Mitglied der Lichtträger erhält ein Exemplar dieser Aufzeichnungen unter der Auflage es nicht an die Öffentlichkeit gelangen zu lassen, dennoch erschienen Ende 2075 erste Teile der Aufzeichnungen in verschiedenen Data Havens. Ob es sich um Verrat oder eine Art von Rekrutierungsflyer der Lichtträger handelt ist bislang unbekannt.
Der aktuelle Stand der Veröffentlichung hier, entspricht dem Stand der Veröffentlichung ingame vom 15.10.2076.

Bisher erschienene Kapitel:

Achtung Spoiler! SPOILERWARNUNG! Achtung Spoiler!
Dieser Text kann Informationen enthalten durch die der "Genuss" folgender Romane und Abenteuer eingeschränkt wird:

Romane:

Abenteuer:


Timecode 19.10.2054 / 22:40:00

Cover "Drachenjagd"
© FanPro

Das blutige Ende der Mitarbeiter von Universal Omnitech hatte einigen Staub aufgewirbelt und wir hatten die Zeit genutzt, um eine teaminterne Inventur durchzuführen. Wir fühlten uns mit Ator als magischem Back-up relativ sicher. JD war ein Experte für Sicherheitsprozeduren und -technik. leon brachte etwas Alte-Welt-Flair in unsere Gruppe und meine Erfahrungen beim Militär hatten sich auch mehr als einmal als nützlich erwiesen. Aber wir hatten es mittlerweile auch auf eine ansehnliche Gruppe von Individuen gebracht, die uns nicht unbedingt freundlich gesonnen waren: Ehran und die Ancients, „Goldauge“ und seine Elfenfreunde, Kyle Morgan und sein Drachenverbündeter, Dunkelzahn und nicht zuletzt Striper, von der wir nicht wirklich wussten, wie sie damit umgehen würde, daß wir um ihr Kind wussten. Ator hatte an diesem Punkt eingeworfen, daß sie uns sicherlich in der UO-Anlage hätte ausknipsen können, wenn sie dies gewollt hätte. Ich wusste nicht wirklich, ob mich das beruhigen konnte.
Unsere Finanzen sahen gut aus, auch wenn die Installation der Sicherheitstür mit retinascangesichertem Magschloß an Ators Bleibe und mein Umzug vor einiger Zeit einige Ressourcen verschlungen hatten. Wir verabredeten die Schaffung einer Spesenkasse, aus der notwendige Ausgaben für das Team getätigt werden sollten und kamen in diesem Zusammenhang nicht darum, uns für einen Teamnamen zu entscheiden. Ich will an dieser Stelle nicht ins Detail gehen und ich kann mich auch nicht mehr wirklich erinnern, wer letzendlich den Vorschlag machte, aber nach einer durchzechten Nacht mit Bio-Bier in Ators „Gaskammer“, wie seine Bleibe neuerdings genannt wurde, stand der Name:
BULLETPROOF
(Wenn ich ganz ehrlich bin, erinnere ich mich natürlich doch, daß ich diese herausragende Idee hatte…)
Vor einer Woche war dann ein Großteil der Ancients zurück in die Stadt gekommen und wir hatten beschlossen, den Ball flach zu halten. Dennoch war unser Sicherheitsbedürfnis nicht geschrumpft und wir überlegten, wie wir unser Team noch ergänzen konnten. Schließlich hatten diese Grashalmknicker vor einigen Tagen versucht, meine neue Bude als Granatenziel zu mißbrauchen.
(Merke 1.: Panzerglas läßt Granaten wunderbar abprallen.
Merke 2.: Du kannst auch mit einem Motorrad nicht vor Hochgeschwindigkeitsmunition entkommen.
Das an dieser Stelle nur an meine Freunde dort…)
Klar, Firepower war nie verkehrt und Magie auch nicht zu unterschätzen, was uns aber wirklich fehlte waren Konzernconnections. Wenn wir bei den großen Jungs mitspielen wollten, waren diese unabdingbar. Wir hatten verschiedene Chummer diskutiert, waren uns aber nicht einig geworden, einen von ihnen konkret anzusprechen.
Und so hatten JD und ich ein Thema, während wir in einer Sportsbar den Abend begannen. leon und Ator wollten später zu uns stoßen, da sie gemeinsam im Nosferatu vorbeischauten. Rico, der Türsteher des Nosferatu, hatte es leon angetan und sie wollte sehen was geht. Ator hatte sich selbstlos mit den Worten: “Einer muss ja ein Auge auf die Lady haben.“ angeschlossen, so daß wir uns keine Gedanken machen brauchten.
„Du solltest die Möglichkeiten eines Riggers nicht unterschätzen.“, versuchte JD mir zum hundertsten Mal, seine Vorstellung unserer Verstärkung schmackhaft zu machen.
„Du hast ja Recht, die Firepoweroptionen und Aufklährungskapazitäten sind nicht zu verachten. Das bedeutet aber auch immer ’ne Menge an zusätzlicher Ausrüstung, die keiner schleppen kann. In der Army war das was anderes, da gab es entsprechende Logistiker…“, manchmal sehnte ich mir die Unterstützung einer mobilen Waffenplattform zurück, aber ich war in den Schatten gelandet und musste mich den hiesigen Realitäten stellen.
„Besser als ’nen Decker, der nicht auf seinen Hintern aufpaßen kann! Oder hast du Bock, den Babysitter zu machen?“. Die Argumente wiederholten sich. Und ich war sowieso der Meinung, daß wir ein Feldteam waren und Matrix nicht unser Zielgebiet sein konnte.
Mein Handgelenktelefon klingelte und meldete einen Anruf von leon.
„Bock auf diskrete Nachforschungen?“, kam sie ohne Umschweife zum Grund ihres Anrufes. Ich konnte die unausgesprochenen Anführungszeichen geradezu hören.
„Hmm… klingt akut. Du weißt, ich mag diese übereilten Dinger nicht.“. Ich grinste JD an und machte eine obszöne Geste.
„Das ist mir jetzt neu. Ich dachte, du magst es schnell und anonym.“, frotzelte leon zurück, die meine Geste nicht gesehen haben konnte.
„Ja, dann aber zu zweit. Das hier klingt mehr nach ’nem Gangbang…“, gab ich zurück.
JD glotze mich verständislos an.
„Wie dem auch sei. Ich hab‘ morgen mittag ein Date im General Hospital. Wär cool, wenn wir da als Team aufschlagen könnten.“.
„Ator ist dabei?“, hakte ich nach. Mir war nicht ganz wohl dabei, daß leon neuerdings dafür zuständig war, die Jobs an Land zu ziehen.
„Ja, klar!“, kam ohne Verzögerung zurück.
Ich war mir nicht ganz sicher, ob sie ihn gefragt hatte oder einfach vorraussetzte, daß er mitmachen würden. „Weißt du sonst noch irgendwas?“.
„Nur, daß ich mich morgen Mittag in der Lobby vom Seattle General Hospital mit ’nem Typen treffen soll, der mich dann zum Auftraggeber bringt.“

Timecode 20.10.2054 / 11:50:00

Wir trafen direkt vor dem Krankenhaus zusammen. Ich hatte mich dafür entschieden, den Predator nicht im Auto zu lassen. Klar erwartet niemand Ärger in einem Krankenhaus, aber man konnte nie wissen. Wir betraten den großen Eingangsbereich des Krankenhauses und die übliche Mischung aus Reinigungs-, Desinfekionsmitteln und menschlichen Ausscheidungen erreichte meinen Geruchssinn. Eilig huschten Ärzte in weißen Kitteln und Schwestern und Pfleger in violett und grün durch die Halle. Kleine Gruppen von Besuchern mit unterschiedlichen Mitbringseln standen an den Fahrstühlen und am Tresen flirtete ein einzelner Lone-Star-Mann mit einer Krankenschwester. Misstrauisch wanderte sein Blick zu uns herüber und wir stellten fest, daß wir von vielen der Besucher und Angestellten hier ebenso gemustert wurden. Kein Wunder, wir waren zwar nicht in „Feldausstattung“ erschienen, hoben uns aber dennoch deutlich vom üblichen Klientel hier ab.

Schließlich wurde Ator auf einen nervös umherblickenden Krankenpfleger aufmerksam. Gerade als sich der Lone-Star-Mann entschied uns einer genaueren Untersuchung zu unterziehen und sich uns mit der Hand auf seinem Predator zuwandte, faßte er sich ein Herz und eilte zu uns. „Sie sind sicher gekommen, um Mr. Johnson zu besuchen. Bitte folgen Sie mir.“ sprach er uns an und brachte damit Lone-Star wieder in Entspannungsmodus. Ohne ein weiteres Wort drehte unser Kontaktmann sich um und schritt zu den Fahrstühlen. Was blieb uns, als ihm zu folgen?

Als sich im dreizehnten und damit obersten Stockwerk die Fahrstuhltüren öffneten änderte sich das Geruchsschema und erinnerte mehr an Baustelle. Putz und frischer Gips lagen geruchlich in der Luft und Arbeiter waren damit beschäftigt, Wände zu verputzen. Erst auf den zweiten Blick wurde uns klar, daß es sich wohl um Einschußlöcher handelte und ich war froh, den Predator nicht im Auto gelassen zu haben. leon hatte ihre Mono dabei, dessen war ich sicher, ohne gefragt zu haben. Ator brauchte bekanntlich keine Waffen und bei JD vermutete ich aufgrund seiner Körperhaltung Metall unter dem linken Arm und an der Hüfte. Als mein Blick auf die ersten Sicherheitsleute in schweren Rüstungen mit Rundumsichthelmen und Sturmgewehren sah, wußte ich, daß wir trotzdem unterbewaffnet waren. Ich hatte mich schon über den Predator bei dem Lone-Star in der Lobby gewundert. Normalerweise trugen sie bei Sicherheitseinsätzen in Krankenhäusern und ähnlichen Einrichtungen nur nonlethale Waffen, wie Betäubungsschlagstöcke. Irgendetwas war hier im Busch. An einer Rezeption vor dem eigentlichen Privatpatientenbereich traten zwei der Wächter mit einem Waffenscanner an uns heran und ich dachte kurz darüber nach, meinen Predator ohne Scan zu übergeben, aber unser Kontaktmann sprach nur kurz mit ihnen und winkte uns dann an ihnen vorbei. Wir wurden durch einen Flur geführt von dem die Zimmer der Privatpatienten abgingen, die teilweise Ausmaße einer Mittelschichtwohnung hatten. Das emsige Wirken von Möbelpackern, die Schreibtische, Stühle, Betten und andere Möbel in den Zimmern verteilten ließ die gesamte Szenerie etwas unwirklich für ein Treffen mit einem Johnson erscheinen. Am Ende des Flurs standen zwei gepanzerte Lone-Star-Jungs und qualmten lässig eine Kippe. Ich dachte kurz über das in Krankenhäusern herrschende Rauchverbot nach, nahm aber von einem entsprechenden Hinweis Abstand, als ich sah, daß einer von beiden ein LMG neben sich an der Wand zu lehnen hatte. Okay, Spezialeinheit! Nur die harten Jungs kriegen die dicken Plempen und die scheißen auf Rauchverbote! Hart oder nicht, die beiden traten wortlos zur Seite, als unser Kontakt sich der Tür näherte. Mit einer Hand auf der Türklinke sagte er:“ Mr. Johnson ist hier drinnen. Fassen Sie sich mit ihren Verhandlungen und Fragen kurz. Er ist noch auf dem Wege der Besserung. Sie können nach mir rufen lassen, wenn Sie gehen wollen.“. Dann öffnete er die Tür und ließ uns eintreten.

Der Raum, der locker als Acht-Bett-Zimmer hätte dienen können, enthielt nicht ein einziges. An einer der Wände standen eine Reihe medizinischer Gerätschaften, die von zwei Weißkitteln bedient wurden und mit Kabeln und Schläuchen mit dem einzigen anderen Lebewesen im Raum verbunden waren, einem grün-goldenen westlichen Drachen. Übersät mit Druckverbänden und übergroßen Traumapatches hob er nur minimal den Kopf in unsere Richtung, während sein Körper schlangengleich eingerollt auf dem nackten Boden des Raumes ruhte. Er hatte uns bemerkt und jeder von uns kämpfte mit dem evolutionären Fluchtreflex, der uns allen zu eigen ist, wenn wir einer überlegenen karnivoren Lebenform begegnen.

Verfraggter Drek, sollte das tatsächlich unser Johnson sein?

Timecode 22.10.2054 / 22:30:00

Es war natürlich noch schlimmer als von mir befürchtet. Der Drache war nicht der Johnson für einen Run, sondern der Auftraggeber selbst. Und auch wenn wir bisher nicht wissentlich für einen Drachen gearbeitet hatten und man in den Schatten stets davor gewarnt wurde, sich mit ihnen einzulassen, entschlossen wir uns, einige Nachforschungen für ihn anzustellen.

Seine Geschichte war im Wesentlichen die, daß er vor einigen Tagen mit einer Unzahl von Wunden durch das Dach des Hospitals gebrochen war und sich nur an wenig erinnern konnte, was zuvor geschehen war. Er schien sich aber sicher, daß ihm jemand nach dem Leben trachtete und beauftragte uns daher, Informationen über seine Vergangenheit zu sammeln und damit über den Grund, warum ihn jemand aus dem Weg räumen wollte.

Der Drache, der offensichtlich an einer Art Amnesie litt, hatte auf unsere Nachfragen nur wenige, scheinbar nicht zusammenhängende Hinweise liefern können. Er erinnerte sich an einen Namen: „Cobalt Marie“; an einen älteren Ork mit dünnem schwarzen Haar, dessen linkes Ohrläppchen fehlte und der in diesem Ohr einen Ohrring in Form einer Münze trug, sowie an die Worte „Southampton Street“. Nicht gerade viel, aber besser als gar nichts. Uns fiel auf, daß die Mehrzahl der Verwundungen des Drachen am Kopf lokalisiert waren und der Drache einen Ohrring trug, eine feingearbeitete Kugel aus Gold, besetzt mit Diamanten, hängend an einem juwelenbesetzen Band, der besonders leon zu interessieren schien. Eben jenen Ohrring bot uns der Drache als Bezahlung an, nachdem leon es sich nicht verkneifen konnte, nach eben jenem Teil des Jobs zu fragen. Ich kann nicht sagen, ob der Drache leons Interesse an dem Ohrring bemerkt hatte oder von vornherein die Absicht gehabt hatte, ihn als Bezahlung anzubieten. leon nahm ihn jedenfalls nickend entgegen und erklärte, nachdem wir den Drachen verlassen und wieder unter uns waren, daß sie einen solchen Ohrring bei Maria Mercurial gesehen hatte und sie es doch für einen ungewöhnlichen Zufall hielt, daß der Drache ein identisches Schmuckstück trug.

Nachdem wir den Drachen verlassen hatten, trennten wir uns, um unsere Connections abzuklappern und zu sehen, was wir mit den dürftigen Informationen des Drachen anfangen konnten. Er hatte uns eine Woche Zeit gegeben und wir wollten keine Minute davon verschwenden.
Als wir uns zwei Tage später wieder trafen, war die beste Spur der Ork. Mutmaßlich handelte es sich um einen alternden Runner namens „Coinspinner“. Allerdings hatten uns verschiedene Connections darauf aufmerksam gemacht, dass ein Wetworker namens Blackwing ebenfalls nach ihm suchte und wir möglicherweise zu spät kommen würden.

„Ich würde ja vorschlagen, wir versuchen diesen Blackwing zu kontaktieren“, schlug leon vor.
„Grundsätzlich keine schlechte Idee, dem Jäger zu folgen, um an die Beute zu gelangen,“ unterstützte Ator überraschenderweise leons Vorschlag, „aber vielleicht sollten wir vorher etwas mehr über das Gesamtgeschehen in Erfahrung bringen. Irgendwas ist da in Bellevue abgegangen.“
„Ja“, fiel JD ein, „irgendetwas ist da abgegangen in der Nacht, in der unser Drache abgestürzt ist. War sogar kurz in den Medien. Offiziell war es ein ‚Betriebsunfall‘, aber wenn man sich auf der Straße umhört, hat da einer bei einer Firma namens Emerging Futures mit ’nem Raketenwerfer kreativ umdekoriert.“
„Und wo ist die Verbindung zu unserem Drachen?“, fragte ich etwas irritiert.
„Oh, darauf gestoßen sind wir, als wir Recherchen über ‚Southampton Street‘ betrieben haben. Interessanterweise haben die in den Redmond Barrens ein Forschungslabor, das in der gleichen Nacht einen Besuch von einem Ares-Einsatzteam bekommen hat.“ erläuterte mir Ator eine Verbindung, die ich noch immer nicht so richtig sah. Bei dem Namen „Ares“ wurde ich aber hellhörig.
„Hattest du nicht erwähnt, daß Blackwing möglicherweise für Ares arbeitet, leon?“ Mir schwante Übles.
„So weit würde ich mich jetzt nicht aus dem Fenster lehnen, aber Blackwing soll schon des Öfteren für Steel gearbeitet haben.“, nickte leon. „Erinnert ihr euch, der Typ, der uns den Job bei Universal Omnitech vermittelt hat. Der wiederum vermittelt hauptsächlich Jobs für die Mafia und für Ares, und soweit ich das herausfinden konnte wird Coinspinner nicht von der famiglia gesucht.“ Manchmal waren ihre Mafiaconnections einfach unbezahlbar. „Okay, das ist eine Verbindung“, brummte ich nachdenklich, „wenn auch eine sehr vage.“ Wie ich im Laufe meiner Runnerkarriere gelernt hatte, waren „vage Verbindungen“ allerdings oft das Einzige, was man überhaupt hatte. „Hat einer von euch eigentlich etwas über ‚Cobalt Marie‘ herausfinden können? Meine Connections haben nichts Sinnvolles dazu abgelassen.“ Allgemeines Kopfschütteln bestätigte meine Sorge. Den anderen war es also ebenso wie mir ergangen. „Okay, was machen wir jetzt?“ Dumme Fragen in die Runde stellen: jepp, kann ich.
JD und Ator wollten sich bei Emerging Futures umsehen und nach Möglichkeit ein paar Fragen stellen, was am ehesten während der Geschäftszeiten funktionierte, weshalb wir diese Aktion auf den nächsten Tag verlegten. Es blieb also zunächst die Suche nach Coinspinner, bzw. Blackwing.

Timecode 23.10.2054 / 16:50:00

Tatsächlich war es uns gelungen, über Steel eine Komnummer zu erhalten, unter der Blackwing erreichbar sein sollte. Natürlich nur ein anonymer Anrufbeantworter, aber wir hinterließen eine Rückrufnummer. Erstaunlicherweise war Steel durchaus bereit, den Kontakt zu Blackwing herzustellen, auch nachdem wir ihm eröffnet hatten, daß wir eigentlich hinter einem Ork namens Coinspinner her waren und es für möglich hielten, daß Blackwing ihn ebenfalls suchte. Ein Indiz dafür, daß nicht Steel hinter dem Auftrag von Blackwing stand.
JD und Ator hatten bei Emerging Futures nicht wirklich etwas herausgefunden. Das Gebäude von EF in der Southampton Street war eine Baustelle und es schien auch intern umgebaut worden zu sein. Der neue CEO war eine gewisse Justine Grier, die es sich nicht nehmen ließ, JD und Ator persönlich zu empfangen, nachdem sie an der Rezeption nach einem Verantwortlichen gefragt hatten.

„Die schien ziemlich zufrieden mit ihrer Beförderung“, gab Ator zum Besten.
„Ja, und sie schien ziemlich uninformiert und deutlich zu interessiert an uns. Irgendetwas ist da im Busch“, vervollständigte JD den Eindruck, den die beiden von ihr gehabt hatten. „Ich denke, da gehen wir nochmal vorbei… aber außerhalb der Geschäftszeiten“, fügte er verschwörerisch grinsend hinzu.
„Es wird uns nichts anderes übrig bleiben“, gab ich etwas mißmutig zu. „Blackwing hat sich nicht gemeldet. Nicht, das ich da wirklich daran geglaubt hätte, aber ich wüsste gern, wo er steht.“

Timecode 25.10.2054 / 20:30:00

Der Run auf Emerging Futures, den wir in der letzten Nacht durchgezogen hatten, war glatt gelaufen und hatte einige interessante Erkentnisse erbracht:

1. Emerging Futures verfügte über eine eigentlich gute magische Sicherheit, die aber Ator nicht aufhalten konnte.
2. Die Sicherheitsleute von Emerging Futures waren hervorragend ausgebildet, aber einfach zu langsam.
Da wir Dank des Besuchs von JD und Ator bereits wussten, wo sich das Büro der neuen CEO befand, waren wir über das Dach eingedrungen und hatten die vier Wachleute lautlos außer Gefecht gesetzt. Damit war klar gewesen, daß wir nur ein begrenztes Zeitfenster haben würden, aber JD war es wie von ihm prophezeit gelungen, das Magschloß zum Büro der CEO schnell und lautlos zu knacken.
Der Schreibtisch war ein wildes Durcheinander von Papieren, Berichten und Planungsunterlagen gewesen. Unter anderem hatten wir Dokumente gefunden, die eine Zusammenarbeit von Emerging Futures mit Ares nahelegten. Ein Projekt mit dem Namen „Cerberus“ hatte so eine Art „Cyber-Wachtiere“ entwickeln sollen. Das Projekt war anscheinend bereits vor einigen Jahren initiiert worden. Zumindest was das erste Anschreiben von Ares Labs Anfang Mai 2050 aufgesetzt worden. Emerging Futures waren hierin neben finanziellen Mitteln auch eine Reihe von Versuchstieren zugesichert worden.
Die hatten also echt Schäferhunde und Geparden als eine Art „Matrix-Wachhunde“ einsetzen wollen. Das allein war schon gruselig, aber es war noch besser gekommen.
Offenbar waren die Versuche von Emerging Futures nicht von Erfolg gekrönt gewesen, denn unter den Dokumenten war auch ein Schriftstück von Dezember 2050 gewesen, in welchem Justine Grier, damals Director of Operations, an Ares Cybernetics Research Division berichtet hatte, daß sich Projekt „Cerberus“ als kompletter Fehlschlag erwiesen habe und das letzte der Versuchstiere gestorben sei. Allerdings hatte sie die Option ins Spiel gebracht, daß es mit paranormalen Tieren, wie Basilisken oder Nagas, mit höherer Erfolgswahrscheinlichkeit erneut versucht werden könnte.
Ein Verweis auf ein Dokumentenverzeichnis, welches wir in der obersten Schublade des Schreibtisches gefunden hatten, zeigte deutlich, daß die Zusammenarbeit damals nicht beendet worden war. Eine Liste von über 200 Dokumenten und Dateien im Zusammenhang mit Projekt „Cerberus“, von ersten Studien bis zu Konstruktionsplänen eines sogenannten“Cerberus“-Decks, zeigte den Umfang der weiteren Zusammenarbeit.
Einem Vermerk hinter jedem Eintrag zufolge waren aber alle diese Dokumente/Dateien zerstört worden. Etwa die Hälfte der Einträge verfügten über einen Stern, der in einer Endnote erklärt wurde:

Der Stellvertreter des Vorsitzenden hat Kopien dieser Dateien entwendet. Unser Sicherheitsteam hat den Stellvertreter als einen ehemaligen Shadowrunner namens Coinspinner identifiziert. Er ist noch auf freiem Fuß, hat die Dokumente bislang jedoch nicht der Presse zugespielt. (Das ist möglicherweise eine Art Versicherungsstrategie.)

Da hatten wir unsere Verbindung zu Coinspinner – und zu viel mehr waren wir dann auch nicht mehr gekommen, denn eine Jägerdrohne mit leichtem Maschinengewehr war ebenso plötzlich wie lautlos in der Tür erschienen und hatte das Feuer auf uns eröffnet.
Da wir eh geplant hatten, durch eines der Fenster zu fliehen, hatten wir diesen ungebetenen Besuch als Signal genommen und den Drohnensensoren eine coole Kombi aus „mit Enfield-Schrotflinte Fenster zerballern“ und „Ator levitiert uns ins schützende Dunkel der Nacht“ vorgeführt.

Jetzt war es an der Zeit, die gesammelten Informationen zu etwas Brauchbarem zusammen zu setzen. Wir trafen uns also wie vereinbart in meiner neuen und dem Areal angemessen sündhaft teuren Bude auf Council Island. Inzwischen war es schon eine halbe Stunde über der Zeit und leon war noch nicht da. Normalerweise kein Grund zur Beunruhigung, aber langsam nervte es, zumal wir uns irgendwie unter Zeitdruck wähnten. JD und Ator hatten sich schon das zweite meiner Biere geöffnet und wir waren die Details zum Projekt „Cerberus“ nochmals durchgegangen.
„Also nochmal“, referierte ich mehr für sich selbst als für einen Zuhörer, „wenn ich das richtig verstehe, hat Ares einen Subunternehmer, in unserem Fall Emerging Futures, damit beauftragt…“, als mich das Geräusch der Klingel unterbrach.
Ator erhob sich. „Ich mach auf. Wird leon sein.“ Sprachs und wanderte zur Tür.
„Die wollen Tiere als billigen Ersatz für Wachdecker nutzen, würde ich sagen“, brachte JD meinen nicht zuende gebrachten Gedanken auf den Punkt. „Was nicht so ganz geklappt hat, weshalb sie es mit paranormalen Viechern probiert wurde, und…“
Auch er wurde unterbrochen, diesmal von unserer Vermißten. leon betrat den Raum und war offenbar ziemlich aufgeregt, was ihre Mitteilsamkeit zusätzlich um eine Stufe anhob. „Sorry, daß ich spät komme. Aber ich hatte noch einen echt spannenden Anruf von Steel.“ Ator folgte ihr, dabei bereits leicht entnervt die Augen verdrehend.
„Ist schon okay. Setz dich erstmal.“ Ich wußte, ich würde sie jetzt beruhigen müssen, sonst würde sie uns mit einer Wortlawine einfach plattquatschen. Und ich hing an meinem Leben. „Sieh mal, wir sind gerade nochmal die Cerberus-Sache durchgegangen…“ Vorsichtig versuchte ich, sie in die richtige Themenrichtung zu drehen.
„Schon klar, aber können wir alles aus erster Hand erfahren. Ich hab Coinspinner!“ ließ leon ihre News platzen.
„Wie bitte?“ Ich war ein wenig verwirrt. „Wie ‚du hast Coinspinner‘? Wo ist er?“
„Naja, ich habe ihn nicht direkt“, ruderte sie zurück – und das war übrigens duchaus wörtlich zu verstehen, denn ihr Hang zum ausufernden hektischen Gestikulieren war, vorsichtig ausgedrückt, ambitioniert und, wenn sie einmal entfesselt war, nur schwer wieder einzudämmen. „Aber Steel kennt jemanden, der weiß, wo er ist. Und der will sich mit uns treffen. Also eigentlich ist es eine Sie, aber egal. Jedenfalls bringt die uns zu Coinspinner und der hat ja wohl die Dateien. Also spart euch das alles hier! Los gehts und scheiß auf die Elfentuse, die mein Bike in die Luft gesprengt hat.“ Ja, leon war offensichtlich schwer in Fahrt.
„Mach mal langsam“, versuchte ich im Bemühen, die beweglichen Teile meiner Wohnungseinrichtung zu retten, auf leon einzuwirken. „Wer will sich da mit uns treffen und was für ’ne Elfentuse, die dein Bike gesprengt hat? Versuch doch bitte wenigstens, uns semantisch hinterherkommen zu lassen.“

JD schien gar nicht hinzuhören. Er räumte bereits zusammen und überprüfte dann erst den Ladezustand seiner Plempe, danach den Sitz seines Halfters. Auch Ator machte auf dem Absatz kehrt und griff seinen geschuppten Mantel. Mir fiel ein, daß dieser leicht überhastete Aufbruch immerhin den Vorteil hatte, die Gefahren für meine Einrichtung zu minimieren, also änderte ich meine Taktik, griff meinen Krempel und schob leon in Richtung Eingang. Als ich laut „Let’s go!“ sagte, hörte sie immerhin sofort auf zu gestikulieren. Das konnte ja heiter werden…

< To be Continued >

Quellen

Die geschilderten Geschehnisse beruhen auf den Erlebnissen der SC-Gruppe von Benutzer Goronagee. Neben den oben genannten Romanen und Abenteuern fanden folgende Sourcebooks Verwendung:

Liste der Sourcebooks:

Weblinks