Consensus

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Der Consensus ist ein zentrales Element der Konzernkultur und wesentliches Werkzeug der Entscheidungsfindung innerhalb der in Los Angeles im PCC beheimateten Horizon Group, ein unter exterritorialen Megakonzernen einzigartiges, basisdemokratisches System, das praktisch alle Mitarbeiter an Entscheidungen des Konzerns beteiligt.

Grundlagen[Bearbeiten]

Horizons Konzernstruktur hat einige klassische Elemente eines Megakonzerns, aber auch viel von Think Tanks und Marketingunternehmen übernommen [1]. Ein Teil davon ist ein Mitarbeiterbefragungssystem [2], das jedem Horizonbürger über Horizon Internal Persona täglich diverse Fragen stellt [3], um daraus eine Stimme der Belegschaft zu destillieren [2] Damit wollte Horizon die Vision einer Konzerndemokratie ermöglichen [4] und die Horizon-Prinzipien auch im Konzernalltag dauerhaft umsetzen [5].

Funktionsweise[Bearbeiten]

Das Mittel, dessen sich Horizon dabei bediente, war der Consensus. Der Consensus ist eine Datenbank, ein digitales Konstrukt, das aus den Meinungen, Erfahrungen und Werten aller Horizonbürger zusammengestellt wird, und das Trends vorhersagen und Feedback geben kann [6]. Die genaue Funktionsweise des Consensus ist mysteriös, aber er hat eine gleichberechtigte Stimme im Aufsichtsrat des Konzerns [2].

Die Datensammlung des Consensus geschieht über verschiedene Kanäle. Erst einmal sind da die täglichen Leben der Horizonbürger. Jeden Tag treffen sie Myriaden kleiner und größerer Entscheidungen, beruflich wie privat. Diese werden von ihren Horizon-verbundenen Kommlinks überwacht und zur Auswertung agglomeriert - ebenfalls die beruflichen wie auch die privaten [7]. Interessanterweise weist Horizon seine Bürger explizit darauf hin, dass dies geschieht - eine für einen Megakonzern ungewöhnliche Offenheit [8].

Außerdem werden den Mitarbeitern regelmäßig über Horizon Internal Persona Fragen gestellt, über die verschiedensten Themen, in Form einfacher AROs [7]. Diese Fragen zu beantworten ist zwar keine Pflicht, aber der soziale Druck, dies so oft wie möglich zu tun, ist hoch [9]. Viele Horizonbürger beantworten diese Fragen aber gerne, und sehen sie als kleine, freundliche Ablenkungen im Alltag [7].

All diese Daten (und weitere, die Horizon sammelt) [10] gehen zur Auswertung in die Systeme des Consensus. Was der Consensus ist, ist schwerer zu erklären als was er nicht ist. Der Consensus ist (noch) keine KI, noch besteht er aus eingefangenen und versklavten KIs oder eGhosts. Es ist ein sehr komplexes psychologisches Analysetool, das die Wünsche, das Verhalten und zukünftige Entscheidungen einer Gruppe auf der Basis früheren Verhaltens vorhersagen kann [11].

Horizon meint es mit der Konzerndemokratie durchaus ernst [11], und will die Mitarbeiter an allen wesentlichen Entscheidungen des Konzerns beteiligen [4]. Allerdings ist es schlicht nicht praktikabel, selbst mit den Systemen der WiFi-Matrix, Mitarbeiter zu jedem Punkt, den die Konzernführung entscheiden muss, abstimmen zu lassen. Daher hat Horizon ein Modellierungstool entwickelt, um durch Big Data-Auswertung den Willen ihrer Mitarbeiter auch ohne Abstimmungen zu erfassen [11].

Der Consensus soll als demokratisches Gewissen des Konzerns fungieren. Als Repräsentation des Willens des gesamten Konzerns war es unmöglich, den Consensus in seiner ersten Inkarnation zu überstimmen - niemand, auch nicht Gary Cline, hatte dieses Recht [11]. Daher brachte der Consensus einige radikale Wechsel der Konzernpolitik ins Rollen - im Guten wie auch im Schlechten [2].

Erste Erfahrungen[Bearbeiten]

Die ersten Erfahrungen mit dem Consensus waren sehr vielversprechend [12]. So war es dem Consensus zu verdanken, dass Horizon sich früh und radikal für KIs und Technomancern öffnete [13]. Die explizite Anweisung an den Konzern war, diese Entitäten mit Respekt zu behandeln und ihnen angemessene, faire Angebote zu machen" [2].

Auch die Anwerbung von Teiko Ikemoto und ihre aufwändige Befreiung aus einem Knebelvertrag mit MCT war ein Beschluss des Consensus, der sowohl Geschäftsmöglichkeiten (und den Ersatz von Christy Daee) in Betracht zog als auch die brutale Behandlung des Cyborg-Idols durch Mitsuhama Media. Der Consensus schlug auch ausdrücklich vor, Ikemotos Ruf in den Schmutz zu ziehen und MCT öffentlich zu beschämen, um den Wechsel zu erleichtern [11].

Probleme[Bearbeiten]

Der Consensus, konzipiert als Gewissen des Konzerns [11], funktionierte aber leider nicht dauerhaft [14]. Sehr abhängig von der Stimmung der Horizonbelegschaft, nahm er nicht nur deren Positivität der frühen 2070er auf, sondern auch deren Ängste, Frustrationen und Wut nach den Rückschlägen 2073 und 2074. Und das ließ das soziale Gewissen asozial und hart werden [15].

Begonnen hatte dieses Abgleiten schon früh. Schon brutale Unterdrückungsmaßnahmen gegen Widerstand gegen den Umsturz in Tir Tairngire 2063 wurden vom Consensus ausdrücklich gebilligt [14]. Die Entscheidung, Teiko Ikemotos Image schwer zu beschädigen, um sie aus MCTs Fingern zu bekommen (und MCT zu bestrafen), war ebenfalls ethisch fragwürdig.

Der Consensus war es auch, der Horizon zur Einmischung in Bogotá und damit in den Krieg zwischen Aztlan und Amazonien, der sich schon abzeichnete, drängte - und dazu, klar die Seite Amazoniens zu unterstützen, auch wenn Gary Cline und andere hochrangige Horizon-Vizepräsidenten da mit dem Consensus einer Meinung waren [11]. Nach dem PR-Desaster mit dem Capri-Vid bildete sich unter Horizons Bürgern eine Trotzhaltung heraus. Man glaubte an die Sache, an die eigene Überlegenheit und die eigenen Ideale, fühlte sich ungerecht behandelt - und der Consensus nahm diese Strömung auf [16].

Mitglieder des Horizon-Aufsichtsrats bemerkten 2074, dass der Consensus sich änderte. Wo er früher oft ethische Bedenken vorbrachte, herrschte nun eine gewisse Rücksichtslosigkeit vor, die den Consensus sogar einige drastische Dinge vorschlagen ließ, die dem Aufsichtsrat eigentlich zu unethisch waren. Der Consensus hatte seine Überzeugungen davon, dass Horizon das tut, was gut für die Welt ist, gewandelt - zu "Horizon ist gut für die Welt, Punkt" [16]. Aber noch war der Aufsichtsrat nicht bereit, ihren Glauben an das Gewissen des Konzerns aufzugeben [15].

Die Folgen waren verhängnisvoll. Der Consensus stützte den Kurs, der Horizon in das PR-Debakel um den Kriegsgefangenen-Massenmord von Medellín trieb [16]. Zudem war zumindest unter Horizon-Mitarbeitern umstritten, ob Horizon vielleicht sogar direkt für den Massenmord verantwortlich war. Und schlimmer noch: die Mitarbeiter waren sich uneins, ob sie entsetzt über diese Möglichkeit waren - oder froh, daß Horizon endlich die Samthandschuhe ausgezogen hatte. Auch dies spiegelte der Consensus wieder [17].

Und so stürzte der Consensus Horizon in seine erste schwere Krise, als er 2074 die Order an Horizons Sicherheitskräfte erließ, eine aus dem Ruder laufende Technomancer-Demonstration zusammenzuschießen [18]. Zwar gelang es Horizon, sich dadurch nicht allzu sehr den öffentlichen Ruf verhageln zu lassen, aber die internen Effekte waren erheblich. Der Consensus, als Gewissen des Konzerns gedacht, hatte zum wiederholten Male hunderte Morde angeordnet [19]. Und das war für den Aufsichtsrat des Megakonzerns, der nach wie vor seinen Idealen nachhing, zu viel, allen voran für Gary Cline [20].

Consensus 2.0[Bearbeiten]

Cline stürzte durch die Konfrontation mit Technomancer-Aktivisten und ihr sehr blutiges Finale in Las Vegas in eine Sinnkrise. Wie sollten er und Horizon Gutes tun, wenn die Belegschaft das nicht will? [20] Um ein weiteres Debakel wie den Schattenkrieg gegen Technomancer - denen sich Cline ehrlich verbunden fühlte - zu verhindern, entschloss der CEO sich zu einem drastischen Schritt, und deaktivierte den Consensus. Das ganze Konstrukt sollte generalüberholt und von Grund auf neugedacht werden, um so eine Katastrophe wie in Las Vegas in Zukunft zu verhindern [21].

Hierfür wurden verschiedene ethische Sicherungen in den Consensus 2.0 integriert. Als erstes folgt der Consensus nun ethischen Grundgesetzen, die an die Asimov'schen Robotergesetze angelehnt sind. Ebenso zieht der Consensus nun den Prestigewert eines HIP-Accounts in Betracht bei der Gewichtung seiner Meinung innerhalb des Konzerns - je höher das Prestige, desto gewichtiger die Stimme innerhalb des Consensus. Und schließlich gibt es noch einen geheimen und mysteriösen Ethik-Algorithmus, der beständig darauf achtet, dass der Consensus nie wieder auf so dunkle Bahnen gerät wie 2074 [21].

Als letzte Sicherheitsmaßnahme kann der Aufsichtsrat nun den Consensus überstimmen, mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit der Stimmen. Während dies verhindern soll, dass der Aufsichtsrat wieder machtlos gegenüber falschen Entscheidungen des Consensus ist, sehen Kritiker darin eine Entmachtung des Consensus insgesamt - und einen weiteren, bedeutenden Schritt weg von den Horizon-Prinzipien der Konzerndemokratie [21].


Quellen[Bearbeiten]

Dieser Artikel basiert weitgehend auf dem gleichnamigen Absatz}} im Artikel Horizon Group in der Shadowhelix, wo er - wie hier - unter GNUFDL steht. Autorenliste siehe hier.

Primärquellen zum Consensus sind:

Quellendetails:[Bearbeiten]


^[1] - Corporate Guide p.94
^[2] - Corporate Enclaves p.38
^[3] - The Twilight Horizon p.40
^[4] - Corporate Guide p.102
^[5] - Corporate Guide p.96
^[6] - Corporate Guide p.104
^[7] - The Twilight Horizon p.11
^[8] - Corporate Enclaves p.39
^[9] - The Twilight Horizon p.41
^[10] - Corporate Enclaves p.37
^[11] - The Twilight Horizon p.12
^[12] - Corporate Guide p.103
^[13] - Shadowrun 20th Anniversary p.45
^[14] - The Twilight Horizon p.62
^[15] - Market Panic p.94
^[16] - The Twilight Horizon p.13
^[17] - The Twilight Horizon p.14
^[18] - Data Trails p.37
^[19] - The Twilight Horizon p.131
^[20] - The Twilight Horizon p.144
^[21] - Market Panic p.95